Pacific Crest Trail 4: Auf dem John Muir Trail vom Vermillion Valley Resort bis Tuolumne Meadows
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Les dir meinen Beitrag zur Planung durch: Dein Survival-Kit für den John Muir Trail
Alle Berichte über meine Wanderung auf dem PCT / JMT findest du hier: Übersicht PCT / JMT
Der nördliche Teil des John Muir Trails trumpft mit schönen Pässen, idyllischen Seen und langen Tälern nochmal richtig auf. Auch die Mücken fühlen sich hier pudelwohl, man sollte diesen Abschnitt nur mit geeigneter Kleidung und ausreichend Bugspray beschreiten… 😉. Als besonderes Highlight habe ich den Lake Virginia und den Silver Pass empfunden:
Übersicht des Beitrags:
- Tag 22 – zurück auf den Trail, Silver Pass und Zelten am Virginia Lake. Tolle Sicht auf die Milchstraße.
23,1 km, 1300 hm bergauf - Tag 23 – nach Mammoth Lakes, „most boring section of the john muir trail“ (stimmt nicht!).
24,1 km, 350 hm bergauf - Tag 24 – Zero in Mammoth Lakes
- Tag 25 – zurück auf den Trail, Wiedersehen mit No Nuts, Ukulele-Session am Lagerfeuer
15 km, 500 hm bergauf - Tag 26 – 1000 Island Lake, mein letzter Pass: Donohue Pass, Lyell Canyon
28,3 km, ca. 950 m bergauf - Tag 27 – Mit Fußsschmerzen nach Tuolumne Meadows – eine wunderschöne letzte Etappe durch den Lyell Canyon
14,7 km - Reisetag 57 – Abschied vom PCT
Die unterschätzten letzten Tage
Ganz ehrlich, ich habe von der Etappe Mammoth Lakes – Yosemite NP nicht viel erwartet. Ich habe sogar öfter mit dem Gedanken gespielt, die Wanderung schon in Mammoth Lakes zu beenden und in einen anderen Teil der Sierra zu fahren, damit ich noch länger im Hochgebirge bleiben kann. Ich bin so froh, dass ich das nicht gemacht habe! Vor allem dieser letzte Abschnitt war nochmal wunderschön und eine unglaublich tolle Abwechslung zur bisherigen Wanderung.
Meine Furcht, man würde hauptsächlich im Wald laufen und hat kaum noch schöne Aussichten war völlig unbegründet, ja geradezu falsch. Zwar wandert man wirklich nur noch über einen „richtigen“ Pass – den Donohue Pass – jedoch verläuft der Trail sehr oft an Hängen mit weiter Sicht entlang, und die Täler sind nicht so dicht und stark bewaldet wie noch weiter südlich.
Außerdem habe ich in den letzten drei Tagen eine so nette und tolle Trail Family gefunden, die meine Wanderung nochmal um einiges bereichert hat. Gerade die letzten Tage hatte ich starke Beschwerden durch Gelenkschmerzen und den Rucksack, das ist in guter Gesellschaft viel leichter auszuhalten als alleine 😉 .
Auch der Abschluss im Yosemite Valley war super schön – obwohl ich von den Touristenmassen dort etwas erschlagen wurde. Es ist immer seltsam, von einer einsamen Wanderung zurück in die Zivilisation zu kommen. Aber man konnte sich schon davor etwas an frisch gewaschene, duftende Menschen gewöhnen, denn bei Tuolumne Meadows sind sehr viele Tageswanderer unterweges… 😉
04. Juli 2018 – Silver Pass und Lake Virginia
PCT Tag 22, Reisetag 51
Für alle die es noch nicht wussten: Der 04. Juli ist Nationalfeiertag in Amerika. Ich begegne sogar zwei Wanderern mit Flagge, aber nur Gilligan läuft in meine Richtung, so dass ich ihn näher kennenlerne. Nach anfänglicher Abneigung merke ich dann doch, dass er ein netter Mensch ist (und mir in meiner Not sogar etwas Wasser überlässt, weil ich nicht geschaut habe wann die nächste Quelle kommt).
Ich starte diesmal nicht alleine, sondern mit einer neuen Trail Family: In VVR habe ich Thirsty (Mel) und Gnocchi wieder getroffen, die mit Holly unterwegs waren. Gemeinsam nehmen wir die frühe Fähre über den See.
Der See ist nicht nur schön, ca. in der Mitte hat man auch noch Handyempfang. Ich nutze das und schicke eine SMS an meinen Freund. Es hat mich überrascht, dass es in VVR keinen Empfang gab und ich möchte nicht, dass sich zu Hause jemand Sorgen macht. Immerhin kam das letzte Lebenszeichen von mir vor 9 Tagen.
Der 900 m Aufstieg zum Silver Pass ist schön und geht ganz gut, ich hab mich in VVR gut regenerieren können. Ich bin mal wieder die Langsamste, doch nach einiger Zeit hole ich die anderen bei ihrer Mittagspause wieder ein. Ich esse die Snacks, die ich in VVR in einer Hiker Box gefunden habe, unter anderem getrocknete Pflaumen. Sie sind richtig lecker, aber sagen wir einfach mal, dass ich relativ schnell gemerkt habe, warum sie weggegeben wurden 😂. Kleiner Pro-Tipp: nicht zu viel Trockenpflaumen auf einmal essen 😉.
Das letzte Stück zum Pass genieße ich nochmal richtig, es geht über mehrere Plateaus nach oben, schöne Aussicht und tolle Landschaft.
Geschafft, denken wir, und machen am schönen See Gipfelfotos.
Danach suchen wir den weiteren Weg und merken, dass es weiter nach oben geht. Wie jetzt, das war noch gar nicht der Pass?
Obwohl es bis hier ganz gut ging sind die letzten Meter zum richtigen Pass ziemlich anstrengend (alles eine Frage der Einstellung…), aber oben ist es dann noch viel schöner mit richtig toller Aussicht und wir machen einfach nochmal viele Gipfelfotos 😁. Der Aufstieg hat mit Pausen knapp 5h gedauert.
Beim Abstieg mache ich gemeinsam mit Gnocchi, Mel und Holly im Windschatten eines großen Steinblocks Pause. Es ist wirklich schön, wieder in der Gruppe unterwegs zu sein. Die letzten 8 Tage waren zwar landschaftlich spektakulär, aber ich wurde doch etwas einsam mit der Zeit.
Im Tal angekommen, muss man zum Lake Virginia nochmal 400 m aufsteigen, teilweise in steilen Serpentinen. Nach den 900 m vom Vormittag ist das ziemlich anstrengend und die anderen geraten dabei fast an ihre Grenzen. Bei mir gehts zum Glück, ich bin zwar insgesamt ultra langsam, aber dafür auch manchmal ein bisschen ausdauernd 😉 .
Oben angekommen ist es dann umso schöner, ein mit einem lichten Wald bewachsenes, spannendes Hochplateau erwartet uns. Später bei der Umrundung des Lake Virginias treffe ich auf PCTler, die vor ein paar Wochen die Sierra Nevada übersprungen haben, den Northern California Teil gelaufen sind und jetzt von Norden nach Süden durch die Sierras laufen. Es gibt viele Wege, um den PCT von Mexiko nach Kanada zu laufen. Die beiden sehen super fit und glücklich aus.
Ich laufe natürlich so lange, bis ich die anderen eingeholt haben, und gemeinsam ergeben wir ein stattliches Zeltlager. Es ist unglaublich kalt, ich glaube es ist fast meine kälteste Nacht auf dem PCT. Also schnell nach dem Sonnenuntergang in den Schlafsack!
Allerdings kann ich es mir nicht nehmen, Nachts wieder den Wecker zu stellen, und tatsächlich ist das Panorama einfach nur fantastisch schön – wenn auch unglaublich kalt.
Campground Lake Virginia: KM 1435, 3158m
Unterwegs: ca. 8 Stunden, 23,1 km, 1300 hm bergauf, 550 hm bergab;
9:45am – 12:20pm, Pflaumenpause
12:50 – 14:40pm, Silver Pass
14:50pm – 15:15pm, Pause am See
16:10pm – 19:30pm, Lake Virginia)
05. Juli 2018 – bis nach Mammoth Lakes
PCT Tag 23, Reisetag 52
Holly kündigt morgens an, dass heute „the most boring section of the JMT“ vor uns liegt – allerdings muss ich sagen, dass das Stück Hangwanderung mit Aussicht auf die umliegenden Berge bei weitem nicht so langweilig ist, wie die stundenlangen Waldwanderungen in den Tälern, die ich bereits hinter mir habe 😀 .
Ich habe diesen Abschnitt als sanft und schön in Erinnerung, mit vielen Pausen zusammen mit Holly, Mel und Gilligan dem Fahnenträger. Die Berge vor Mammoth nehmen nochmal ganz eigene Formen an und es gibt immer wieder spannende Dinge zu entdecken. Man merkt aber auch deutlich, dass wir uns einer Bergsteiger-Stadt näher: Wir begegnen doch vielen Wanderern, mehr als ich gewohnt bin.
Bei Mammoth Lakes wütet seit ca. 1,5 Wochen ein Feuer, und in den Tälern vor der Stadt hängen dichte Rauchschwaden. Zum Glück nicht bei uns auf dem Trail, und so können wir ohne vom Rauch behindert zu werden bis nach Reds Meadows laufen.
Was ich besonders beeindruckend fand war die Stunde direkt vor Reds Meadows: Man läuft durch ein riesiges, altes Waldbrandgebiet. Es ist wirklich faszinierend, wie lange die Natur braucht, um sich von einem Brand zu erholen. Auf einer großen Fläche ragen die Stümpfe in die Höhe, es haben sich noch keine neuen Bäume angesiedelt (wie das z.B. im Bayerischen Wald auf den geschädigten Flächen von Sturm Kyrill der Fall ist). Nur der Farn und kleinere Büsche tauchen die Hügel in ein sattes Grün und überwuchern teilweise den Trail.
Besonders intensiv wird diese Section durch den Rauch des aktuellen Brandes, der über der ganzen Szene hängt.
In Reds Meadows treffen wir wieder sehr viele PCT-Hiker und müssen leider von Holly Abschied nehmen. Sie beendet ihren JMT Hike in Yosemite und möchte nicht so kurz vor Schluss noch einen Zero einlegen.
Mel und ich fahren zusammen mit dem Bus von Reds Meadows nach Mammoth Lakes, er ist gesteckt voll mit Tagestouristen. Auf der Fahrt läuft doch tatsächlich ein kleiner Schwarzbär direkt vor dem Bus über die Straße und verschwindet im Wald! Unglaublich, mein erster Bär in freier Wildbahn! Der Busfahrer kündigt den Bär über das Mikrofon an und ein hoher Schrei geht durch den ganzen Bus. Die Menschenmasse drängt nach vorne und nach links zu den Fenstern und alle kreischen gemeinsam. Mel und ich schauen uns entgeistert an. Willkommen in der Zivilisation.
Wir nehmen uns gemeinsam ein Hotelzimmer (Mammoth Lakes ist echt teuer), die Dusche tut sooo gut!
Mammoth Lakes: vom Trail bei Reds Meadows Resort KM 1459, 2348m
Unterwegs: ca. 7 – 8 Stunden, 24,1 km, 350 hm bergauf, 700 hm bergab;
8:10am – 4 oder 5pm, Pausen vergessen)
06. Juli 2018 – Zero in Mammoth Lakes
PCT Tag 24, Reisetag 53
Zeros vergehen immer schneller als man schauen kann – vor allem wenn man wie ich zwei Stunden versucht, ein verschollenes Paket wieder zu finden. Mittlerweile bereue ich es, ein Fresspaket verschickt zu haben, denn es ist in der Poststation in Mammoth Lakes nicht eingetroffen.
Nach stundenlangem telefonieren erfahre ich endlich, dass mein Paket in Bishop (!) gelandet ist, die nette Frau am Telefon fragt gleich ob ich den PCT hike. Die PCTler sind wohl schon bekannt 🙂 . Sie schickt mir mein Paket nach San Francisco zu meinem bereits gebuchten Hostel, dann kann ich das Trekkingessen wenigstens in meinem nächsten Trekkingurlaub nutzen. Nerv nerv nerv.
Ansonsten ist die Zeit in Mammoth Lakes sehr schön. Mel und ich verstehen uns super, gehen zusammen einkaufen, essen und ins Kino (Jurassic World II 🙂 ) und treffen uns abends nochmal mit Gnocchi zum Abschied. Er startet erst später wieder auf den Trail.
Wir verstehen uns so gut, dass wir beschließen, in Tuolumne gemeinsam auszusteigen, uns ein Auto zu mieten und noch die letzten Tage bis Mels rückflug über den Highway No1 nach LA zu fahren. Geplant, gebucht, es wartet ab jetzt ein Auto in Oakhurst auf uns!
07. Juli 2018 – Auf den Zero folgt ein Nero
PCT Tag 25, Reisetag 54
Wir haben es nicht eilig wieder auf den Trail zu kommen und fahren mit dem Bus zurück nach Reds Meadows, wo wir erst mal Brotzeit machen. Ich probiere das erste Mal Wraps mit Lachs, schmeckt wirklich gut und ist eine willkommene Abwechslung zu Peanut Butter und Salami.
Der Trail beginnt spannend, es bleibt zwar waldig, aber wir wandern durch viel Stein und an Felswänden vorbei. Als ich Mel das nächste Mal einhole, deutet sie runter zum Fluss und ich sehe einen Hirschen, der uns aufmerksam beobachtet. Er ist sehr weit weg und auf meiner Kamera nur ein kleiner heller Punkt, doch Mel hat einen klasse Zoom und so kann ich den Hirsch auch „in groß“ sehen 🙂 .
Heute ist es wieder richtig heiß, wodurch die Anstiege doppelt anstrengend werden.
Wiedersehen mit No Nuts
An der nächsten Brücke treffe ich völlig unverhofft No Nuts wieder, den ich zuletzt vor ca. 10 Tagen auf dem Kearsarge Pass gesehen habe! Ich freue mich total, er ist mittlerweile mit Bonfire, einem super netten Japaner, und Nick und Erika aus Washington State unterwegs. Die nächste Zeit treffen wir uns immer mal wieder, wenn die jeweils anderen Pause machen.
Erste Straße auf dem PCT – seit 320 km
Heute führt der PCT das erste Mal seit Kennedy Meadows (also ca. 320 km) über eine Straße, bzw sogar ein kurzes Stück darauf entlang. Mel wartet am Parkplatz auf mich, es ist seltsam, mitten auf dem Trail an Autos vorbei zu gehen und Wanderkarten zu lesen.
Der restliche Tag ist einfach nur wunderschön. Das Abendlicht ist fantastisch, wir laufen durch Blumenwiesen Hänge hinauf und ich bin mal wieder ganz beglückt. Schon bald entdecke ich die anderen, sie haben sich auf einem schönen Felsvorsprung einen super Platz gesucht und Bonfire sucht sogar schon Feuerholz. Übrigens heißt er so, weil er vor seinem Start nach einem Permit für ein großes Feuer – also ein Bonfire – gefragt hat. Bekommen hat er natürlich nur das Fire Permit 😉 .
No Nuts packt seine nagelneue Ukulele aus, spielt und singt, während Bonfire fleißig dazu summt und schnippst. Wir bekommen sogar eine japanische Einlage von „Country Road“, singen auf deutsch „Über den Wolken“ und übersetzen für die anderen den Refrain ins englische.
Campground Stream: KM 1473, 2669m
Unterwegs: ca. 4 h 30 min, 15 km, 500 hm bergauf
(2pm – 7pm, 2x kurze Pause)
08. Juli 2018 – 1000 Island Lake, Island Pass und Donohue Pass
PCT Tag 26, Reisetag 55
Ich komme heute richtig früh los und durch den Panoramaweg kann ich das schöne Alpenglühen an den Bergen im Tal gegenüber bewundern. Wir sind heute auf dem kurzen Stück unterwegs, an dem JMT und PCT unterschiedliche Wegführungen haben – der JMT führt auf der anderen Talseite an zahlreichen Seen vorbei. Wir hingegen können diese Seen von hier aus betrachten und man sieht, wie das Wasser über schöne Wasserfälle abfließt.
Der Rauch der Feuer bei Mammoth Lakes ist noch eine ganze Weile in der Ferne zu sehen, da der Trail heute wirklich stundenlang mit toller Sicht am Hang entlang läuft.
Mittagspause am 1000 Island Lake mit 1000 Mücken (und Mel) 😉
Nach ca. 10 km erreiche ich den 1000 Island Lake und mache für heute meine erste Pause. Schon nach kurzer Zeit gesellt sich Mel zu mir und wir verbringen eine schöne Zeit am idyllischen See, während wir versuchen, uns von den Mücken nicht zu sehr ärgern zu lassen…
Beim Aufstieg zum Island Pass sieht man dann auch deutlich, warum der See seinen Namen trägt. Unzählige kleine Inselchen gibt es zu entdecken, die Aussicht ist einfach super.
Der Pass an sich ist sehr unspektakulär, es geht kaum bergauf und oben angekommen ist es nicht als „Pass“ identifizierbar, weil es so flach ist.
Kurze Durststrecke – Immer schön aufs Wasser achten…
Beim Aufstieg geht mir das erste Mal seit langem wieder das Wasser aus. Ich wollte am See nichts abfüllen (es sah nicht so sauber aus), der nächste Fluss war ausgetrocknet und so laufe ich zwei Stunden durstig bis ich endlich einen Fluss erreiche. Den ersten Liter trinke ich natürlich erst mal gierig, bevor ich meine Flaschen auffülle.
Nachdem man in ein kleines Tal abgestiegen ist, beginnt der 400 hm Aufstieg zum Donohue Pass.
Der Trail fordert seinen Tribut
Mittlerweile nehmen die Schmerzen langsam Überhand. Meine Achillesfersen und Fußsohlen schmerzen teilweise furchtbar (die ersten Minuten am Tag kann ich nur humpeln) und eine eigentlich ausgeheilte alte Entzündung am Muskelansatz des Oberschenkels meldet sich wieder. Dehnen und Yoga in den Pausen hilft da zwar sehr viel, aber vor allem die Schmerzen im Sprunggelenk bekomme ich nicht weg.
Mel geht es leider noch viel schlechter, sie hat starke Schmerzen im linken Fuß und kann kaum noch laufen. Ihre Schonhaltung führt natürlich zu Überlastungen an anderen Stellen und sie rettet sich mit Ibuprofen über den Tag.
Ablenkung durch die wunderschöne Landschaft
Der Aufstieg wirft nochmal alles raus was geht und begeistert mich mit seiner vielfältigen und unterschiedlichen Landschaft. Wie schön es hier doch ist! Da vergisst man gerne alles andere und lässt sich von der Schönheit einfach mitreißen.
Wir werden schon erwartet
Oben treffen wir auf No Nuts, der hier auf uns gewartet hat und dabei Ukulele spielt. Es ist so ein schöner Moment, wie wir uns hier alle versammeln und No Nuts so grundzufrieden da hockt und leise vor sich hin spielt.
Traumhafter Abstieg in den Lyell Canyon
Auch der Ausblick ins den Lyell Canyon ist einfach der Hammer! Wie konnte ich nur annehmen, die Section wäre langweilig? Klar, sie ist nicht mehr gar so hochalpin wie die vorherige, aber was mich überrascht ist, dass man so viel weniger durch dichten Wald läuft. Oft führt der Trail an Hängen entlang und die Täler sind teilweise auch nicht so dicht bewachsen.
Der Abstieg in den Lyell Canyon ist nochmal ein Highlight! Natürlich spielt da das fantastische Licht mit, aber mich fasziniert auch die Sicht auf den wunderschönen Lyell Fork. Der Fluss mäandert so perfekt durch das Tal, ich muss lange stehen bleiben und schieße ca. 20 Fotos…
Beim verabredeten Campground finde ich die anderen gerade beim Angeln am Fluss, sie sind auch tatsächlich erfolgreich. Bonfire brät sich den Fisch und isst ihn, danach meint er, er würde den Fischgeruch wohl nie mehr von seinen Händen bekommen. Mel hat etwas Sorge, dass der Geruch vielleicht einen Bären anlocken könnte – aber dann meint sie trocken, dass es dann wohl zuerst Bonfire mit seinen Fischfingern treffen würde…. 😉
Campground Stream: KM 1502, 2741m
Unterwegs: ca. 11 h, 28,3 km, ca. 950 m bergauf, ca. 850 m bergab
(7:15 am – 8:15 pm, Ankunft geschätzt)
09. Juli 2018 – Abschlussetappe nach Tuolumne Meadows
PCT Tag 27, Reisetag 56
Ich starte heute das erste Mal ohne Frühstück, muss dafür jedoch schon nach kürzester Zeit Anhalten und etwas Essen – mein Kreislauf packt das einfach nicht. Ich kann einige süße flauschige Murmeltiere beobachten, es gibt hier wirklich viele.
Der Trail verläuft den ganzen Tag ohne Steigung im wunderschönen weitläufigen Lyell Canyon. Je näher wir an Tuolumne Meadows und die dazugehörige Straße kommen, desto mehr Wanderern begegnen wir. Die Rucksäcke werden immer kleiner und die Wolken aus Parfüm und Waschmittel immer penetranter. Wahnsinn, wie stark man das auf einmal riecht.
An der Brücke über den Fluss nehmen die Jungs ein Bad, was total lustig aussieht – denn an den schneeweißen Körpern docken tief gebräunte Arme und Beine an, mit weißen Füßen. So schöne Tan-Lines sieht man wirklich selten 😉 .
Schließlich erreiche ich gemeinsam mit Mel Tuolumne Meadows – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Muss ich dieser tollen Natur jetzt wirklich den Rücken kehren?
Andererseits habe ich das Gefühl, keinen weiteren Schritt mehr gehen zu können, so sehr schmerzen mir so viele Stellen am Körper. Insgesamt ist es wohl der perfekte Ort und die perfekte Zeit, um aufzuhören.
Schon bald trudeln auch die anderen ein und wir machen noch ein gemeinsames Abschiedsfoto, essen zu Mittag und nehmen dann den Bus ins Yosemite Valley zum Backpackers Campground (die Fahrt ist übrigens landschaftlich total lohnenswert!). Der liegt ziemlich versteckt hinter einem anderen Campground und ohne die anderen hätte ich ihn wohl nie gefunden.
Es ist ein total schöner Abend mit der Gruppe. Wir stellen unsere Zelte (bzw. Schlafsäcke) wieder nah beieinander auf, baden im Fluss und gehen dann gemeinsam Tacos essen. Später versammeln wir uns bei der Sentinel Bridge um den Sonnenuntergang auf dem Half Dome zu bewundern und schaffen es dann tatsächlich, uns auf dem Campground auf der Suche nach der Abzweigung zum Backpackers Campground zu verlaufen. Ich sag ja, der ist ziemlich versteckt 😉 .
Meine Beine fühlen sich sehr seltsam an. Wir sind heute nur gradeaus gelaufen, diese Bewegung bin ich gar nicht mehr gewohnt… 🙂
Die heutige Etappe war ein wunderschöner Abschluss meiner 27-tägigen Wanderung auf dem PCT. Ich bin durch Wüstenberge gegangen, durch und über Flüsse, über viele Steine, Pässe und durch Wälder, habe meine Zeit mit wunderbaren Menschen und alleine verbracht. Hier in diesem sanften, schönen Tal mit so einer netten Gruppe aufzuhören, besser hätte es gar nicht kommen können. Man soll ja bekanntlich dann aufhören, wenn es am schönsten ist 🙂 .
Campground Backpackers Campground Yosemite NP: KM 1517, 2616m
Unterwegs: ca. 2 h 30 min, 14,7 km, relativ geradeaus
(9:30 am – 12:00, 2x kurze Pause)
10. Juli 2018 – Abschied vom PCT
Reisetag 57
Leider kann ich kaum Zeit im Yosemite NP verbringen, da Mel und ich schon sehr früh den Bus nach Oakhurst nehmen, um unser Auto abzuholen. Immerhin erhaschen wir noch einen Blick auf die Yosemite Falls, bevor uns der Bus unweigerlich vom Trail fort bringt.
In den nächsten Blogbeiträgen werde ich kurz über den Highway No 1 und die Zeit in San Francisco berichten, wobei beides bei weitem nicht so schön ist wie die wilden Berge der Sierra Nevada…
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