Roadtrip in Kalifornien: Der Highway No. 1 und die goldenen Berge des Valleys
Der wohl überbewerteste Highway der Welt…
…oder wieso man den südlichen Teil getrost knicken kann
Die meisten werden sie wohl kennen, die vielleicht berühmteste Straße der Welt, die Straße, die zwischen Los Angeles und San Francisco an der wilden kalifornischen Küste entlangführt. Nachdem ich den Highway No. 1 entlanggefahren bin kann ich euch sagen: Liebe Leute, fahrt lieber in die Berge! 😉
Ok, das war jetzt vielleicht ein bisschen provokativ formuliert… Denn in Wahrheit ist das nördliche Teilstück von Monterey nach Lucia uneingeschränkt empfehlenswert 😉 .
Der Rest des Highway No. 1 hat mich jedoch ein bisschen rätseln lassen, wieso die Strecke von Los Angeles nach San Francisco so beliebt ist – aber vielleicht bin ich auch einfach nicht so der Meer-mit-Palmen-Typ.
Was ich hingegen wirklich beeindruckend fand war das Hinterland von Kalifornien. Zum einen die wunderschönen goldenen Berge, der krasse Wechsel vom gebirgigen L.A. in das flache Becken des Valleys, die riesigen Felder, der Regenwald im Big Sur State Park. Dinge die ich noch nie gesehen habe und die entdeckt werden wollten.
Beitragsüberblick
- Highway No. 1 Süden: Von Pismo Beach bis Los Angeles / Santa Monica
- Highway No. 1 Norden: Von Lucia nach San Francisco
- Tipps zum Hwy 1
- Unerwartetes Highlight: Hwy 5, goldene Berge und Hinterland des Big Surs
Der Highway No. 1 im Süden
Sonne, Strand & Palmen: Portugal ohne die schönen Städte?
Der südliche Teil des Highway No. 1 ist geprägt von Sandstränden, Palmen und amerikanischen Häusern. Hier ist es warm, man kann baden gehen (aber Vorsicht, der Pazifik ist kalt), die Städte laden nicht zum bummeln ein. Die vielbesungenen Californian Vibes spüre ich nicht. Generell empfinde ich die Landschaft hier als ausgesprochen langweilig, obwohl das Meer natürlich schön ist.
Was ich aber unbedingt empfehlen würde: Abends den Sonnenuntergang am Strand betrachten. Wir waren in Pismo Beach am North Beach Campground und haben uns am Strand einen Couscous-Salat gemacht. Ich liebe Westküsten.
Zwischen Morro Bay und Pismo Beach und dann wieder bis Gaviota führt die Straße überhaupt nicht am Meer entlang. Hier hilft nur Strecke machen.
Ich bin von Pismo Beach bis Santa Monica mit Mel unterwegs, die ich auf meiner 27-tägigen Wanderung auf dem Pacific Crest Trail und John Muir Trail kennen gelernt haben. Wir genießen es, nach Wochen in den Bergen unsere Füße ins Meer zu halten und springen auch mal kurz in die Fluten.
In Santa Monica muss ich mich von Mel verabschieden, sie fliegt zurück nach Deutschland und ich fahre alleine nach San Francisco. Alles hier in Santa Monica ist unglaublich teuer, vom Parkplatz über den Kaffee bis hin zum Hostel. Ich verspüre nicht die Lust, über verstopfte Straßen alleine nach L.A. rein zu fahren, deswegen kann ich nicht viel über die Stadt sagen.
Straßensperre blockierte 2017 & 2018 einen großen Teil des Hwy 1
Da ein Stück der Straße wegen Erdrutschen gesperrt war (genauer gesagt: Südlich von Lucia, so dass das Stück nördlich von Morro Bay quasi zu einer Sackgasse wurde), konnte ich diesen Teil nicht erkunden und kann darüber kein Urteil abgeben. Es soll landschaftlich aber um einiges reizvoller sein als der flache Süden, allerdings auch nicht so schön wie das Stück zwischen Lucia und Monterey.
Ich bin wegen der Sperrung von Santa Monica über den Hwy 5 und das Californian Valley, die Kornkammer Amerikas, nach Lucia und zurück zum Hwy 1 gefahren. Wunderbar war das! Mehr dazu weiter unten.
Der Highway No. 1 im Norden
Ein Traum: Die Berge des Big Sur mit der wilden Pazifikküste
Das nördliche Stück von Lucia nach Monterey ist wirklich ausgesprochen schön! Wer eine Reise nach Kalifornien plant, sollte unbedingt einen Abstecher auf diesem Teil des Hwy1 unternehmen und die wunderbaren Berge des Big Sur erkunden. Einfach nur beeindruckend!
Bei mir hing zwar eine dicke Nebeldecke über dem Meer, sodass ich es oft gar nicht sehen konnte, aber trotzdem war ich total begeistert. Die Straße schlängelt sich wunderschön an den Bergen entlang, immer wieder kann man in den Parkbuchten anhalten und die Gegend erkunden. Beeindruckende Brücken schwingen sich über tiefe Schluchten und bringen einen zum Staunen.
Mein Tipp: Campen auf dem Kirk Creek Campground
Gleich bei Lucia liegt der wunderschöne Kirk Creek Campground. Er ist sehr klein (Plätze sind schnell ausgebucht), ich habe einen Platz auf einem der für Backpacker (also Wanderer, ohne Auto) freigehaltenen Plätze bekommen. Was ein Glück! Ich bin ein bisschen blauäugig zur Küste gefahren ohne eine Unterkunft gebucht zu haben oder mich überhaupt informiert zu haben, und zum Glück hatte ich quasi eine komplette Backpacker-Ausrüstung dabei und konnte zu Fuß den Platz mieten. Das Auto blieb draußen in der Parkbucht 😉
Man kann vom Campground runter ans Wasser laufen – allerdings sind das Meer und die Küste zu wild zum baden.
Ein wundervoller, stiller Ort an dieser vielbefahrenen Straße.
Big Sur
Das Städtchen Big Sur liegt zwar nicht direkt am Meer, ich fand es trotzdem unheimlich charmant. Vielleicht auch deshalb, weil ich wegen dem vielen Nebel das Meer eh kaum sehen konnte… 😉
Jedenfalls spricht nichts dagegen, hier einen Stopp einzulegen und in einem der netten kleinen Cafés Energie zu tanken.
Wanderung im Lobos State Park
Wer gerne Wandert kann einen Stop im Lobos State Park erwägen. Das Parken kostet zwar, aber es gibt ein großes Angebot an unterschiedlichen Wegen aller Schwierigkeitsgrade. Leider ging mir die Zeit dafür aus, aber ich habe nur positives darüber gelesen.
Beeindruckende Bauten auf dem Weg
Monterey und Carmel-by-the-Sea
Die Städte Carmel-by-the-Sea und Monterey haben mir auch gut gefallen. Sie sahen nämlich aus wie kleine englische Dörfchen (und nicht wie amerikanische). 😉
Für mich war es viel zu kalt zum baden, und so bin ich eine Weile durch Carmel-by-the-Sea geschlendert und habe die Bakery dort getestet – kann man durchaus empfehlen. In Monterey bin ich in das berühmte Aquarium gegangen, was wirklich sehr beeindruckend ist. Ich stand bestimmt eine halbe Stunde bei den Quallen und habe ihnen beim auf und ab treiben zugesehen. Auch der riesige, über zwei Meter lange Oktopus hat mich total beeindruckt.
Sehr Touristisch: Die langen Strände nördlich von Monterey
Die Strecke nördlich von Monterey fand ich wieder etwas langweilig. Der Nebel verzieht sich zwar, sobald man die Berge Big Surs hinter sich lässt, aber das Meer verzieht sich auch: Der Highway verläuft einige Kilometer von der Küste entfernt entlang, immer wieder führen Stichstraßen zu den Stränden. Diese sind aber teilweise nur gegen Gebühr befahrbar, die Campgrounds sind alle ausgebucht.
Im Hochtouristengebiet angekommen: Es findet sich kein Schlafplatz
Das bringt mich etwas in die Bredouille, da ich wieder nichts gebucht habe und hier auch kein Internet habe. Auf den Parkplätzen in Strandnähe gehen Ranger umher, ansonsten ist alles Wohngebiet oder einsame Landstraße, ich kann/will also auch nicht einfach irgendwo im Auto schlafen. Eine Campground-Wächterin am komplett ausgebuchten Manresa Uplands Campground erzählt mir schließlich mit einem Augenzwinkern, dass sie nur bis 10 Uhr Dienst haben.
Ich kehre also um halb 11 zurück zum Parkplatz und schlafe im Auto, als um 1 Uhr Nachts plötzlich jemand an meine Scheibe klopft: Eine Rangerin hat mich entdeckt und sagt ich kann nicht bleiben. Da sie mich aber auch nicht einfach wegschicken will, ist auf einmal doch noch ein Platz auf dem Campingplatz frei (wieso hab ich den nicht davor bekommen??) und ich muss mitten in der Nacht mit Stirnlampe meinen Platz suchen und mein Zelt aufbauen. Ohne die Karte vom Campground hätte ich den nie gefunden, es ist echt weit.
Wieder was gelernt: In hochtouristischen Gebieten sollte man immer rechtzeitig vorbuchen und nicht erst um 8 Uhr Abends nach einem Schlafplatz suchen ;). Außerdem herrscht dort eine andere Mentalität als ich es von den letzten vier Wochen gewohnt bin: Freie Plätze werden nicht vergeben, selbst wenn man zwei Stunden vor Schließung auftaucht…
Fährt man nicht durchs Silicon Valley (was für mich ehrlich gesagt unglaublich unspannend klingt), gibt es auf dem Highway 1 bis nach San Francisco nichts spannendes mehr zu entdecken. Es empfiehlt sich also, einfach über den schnellsten Weg in die Stadt zu fahren.
Tipps und Infos zum Hwy 1
-> Das Wetter ist im Norden bei Big Sur oft sehr Nebelig (die Berge wirken wie eine Wetterscheide), im Süden ist es wärmer. Der Pazifik ist aber immer recht kalt 😉 . Entweder bleibt man in der Planung flexibel und wartet auf eine gute Wettervorhersage oder man sieht gegebenenfalls den Nebel als einen zusätzlichen mystischen Reiz 😉
-> Ihr solltet euch mindestens 2, besser 3-4 Tage Zeit nehmen, um die ganzen schönen Dinge auf dem Weg auch entdecken zu können. Beim Vorbeifahren verpasst man ja meist das Beste.
-> Für die Strecke Monterey-Lucia plant am besten mindestens einen Tag ein. Es gibt wirklich viel zu sehen und es ist wunderschön.
-> Die Unterkünfte sind sehr teuer. Campen ist da eine günstige Alternative, die Campgrounds in Amerika sind auch in der Regel sehr viel schöner als das, was es hierzulande so gibt.
-> Bei der Unterkunfts-Planung sollte man beachten, dass man in der Region Big Sur eigentlich kaum unterkommen kann. Es gibt so gut wie keine Orte (wenn, dann nur mit ganz ganz wenigen, teuren Unterkünften) und die Küste ist sehr steil. Also da ist auch nix mit wild campen am Straßenrand. 😉
-> Es gibt einen sehr schönen Naturcampingplatz an der „Nacimiento-Fergusson Rd“ (von Lucia nach Osten durch den Big Sur), den man auch ohne Reservierung anfahren kann. Er liegt aber im Big Sur State Park und nicht mehr auf dem Hwy 1, ist aber nicht so weit davon entfernt.
-> Ich empfehle bei einer kompletten „Befahrung“ die Richtung Süd nach Nord. So hat man ein Highlight (San Francisco) auf das man sich freuen kann, außerdem liegen die meisten Parkbuchten dadurch in Fahrtrichtung. Von Norden kommende Autos parkten oft einfach am Straßenrand, was auf der engen gewundenen Straße teilweise fahrlässig war.
Meiner Meinung nach die optimalste Route auf dem Highway No. 1:
- Start in San Francisco
- Über den Hwy 1 nach Lucia
- Über die kleinen Bergsträßchen in den Pfeiffer Big Sur State Park
- Von da aus weiter durchs Valley zum Yosemite Nationalpark oder Sequoia Nationalpark
Unerwartetes Highlight: Hwy 5, goldene Berge und Hinterland des Big Surs
Dank meiner sehr ungewöhnlichen Streckenplanung bin ich durch das kalifornische Valley gefahren – die Kornkammer Amerikas. Noch immer denke ich begeistert an die goldenen Hügel, diese wunderbare Landschaft, bei der ich endlich die Bedeutung von „Fields of Gold“ nachvollziehen konnte – Weizenfelder sahen für mich nämlich noch nie „golden“ aus. So gelbes Gras wie dort habe ich davor noch nie gesehen.
Ich kann also jedem nur empfehlen, eine Route von der Küste zur Sierra Nevada in seinen Roadtrip einzubauen und die Landschaft dort zu erkunden.
Hier meine Route bei Google Maps: klick
Reisezeitraum: 10. – 14. Juli 2018
- Fahrt von Oakhurst nach Pismo Beach, Übernachtung auf dem North Beach Campground
- Fahrt nach Santa Monica, Übernachtung im HI Los Angeles Santa Monica Hostel
- Fahrt nach Lucia (über den Hwy 5 und die Bergstraße „Forest Rte 22S01), Übernachtung am Kirk Creek Campground
- Fahrt nach La Selva Beach, Übernachtung auf dem Manresa Uplands Campground
- Fahrt nach San Francisco, Übernachtung im HI Fisherman’s Wharf Hostel
Falls ihr euch jetzt wundert, warum ich so komisch in der Gegend rumgefahren bin: Ich habe in Oakhurst zusammen mit Mel ein Auto gemietet. Wir hatten zwei Tage Zeit, bis Mel ihren Flieger in Los Angeles nehmen musste. Ich allerdings bin von San Francisco aus zurückgeflogen und hatte dort außerdem schon ein Hostel für die letzten Tage gebucht, also kam dieser seltsame Streckenverlauf heraus 😉
Ihr wollt auch nach San Francisco?
-> Lest hier, was man mit wenig Budget in San Francisco unternehmen kann
Ohne gebuchte Unterkünfte auf die Tourimeile
Wir sind völlig spontan und ohne gebuchte Unterkünfte den Highway No. 1 gefahren: Es ist also durchaus möglich. Allerdings kann ich das nur empfehlen, wenn man nichts gegen eine Prise Abenteuer bei der Unterkunftssuche hat 😉
Echtes Amerika-Feeling kam bei mir auf dem Hwy 5 auf, als ich aus Los Angeles rausgefahren bin. Man fährt sehr lange auf einer 5-7 spurigen Straße zusammen mit unglaublich vielen Autos in ähnlichem Tempo. Der Verkehr fließt gemeinsam dahin, wunderschöne wilde Berge ziehen links und rechts vorbei, die Straße windet sich hindurch. In Deutschland ist so ein Verkehrsaufkommen, so breite Straßen in so natürlicher Landschaft und so ein entspannter Straßenverkehr absolut undenkbar.
Irgendwann sind es dann „nur“ noch 4 Fahrspuren und auf einmal öffnet sich nach vorne der Blick aufs Valley: Die Berge links und rechts enden abrupt und geben den Blick auf ein sich bis in den Horizont erstreckendes flaches Tal. Endlich verstehe ich, wieso alle nur vom „Valley“ sprechen!
Die ganze Strecke durchs Valley und die Felder bis in den Norden nach San Lucas ist dann zwar etwas langweilig und zieht sich (vor allem da mein Navi ausfällt und ich frei Schnauze den Weg finden muss), aber die Vorberge und kleinen Sträßchen zwischen San Luca und Big Sur State Park sind wieder absolut faszinieren und machen unheimlich Spaß zu fahren. Ein Mottoradfahrer-Traum muss das sein!
Auch der Weg von San Lucas nach Lucia durch die Küstenberge des Big Sur war absolut beeindruckend. Im Nachhinein bin ich froh um die Streckensperrung, die mich zu diesem Umweg gezwungen hat.
Fazit
Wie gesagt, der nördliche Teil von Monterey bis Lucia und vor allem der Big Sur State Park sind auf jeden Fall eine Erkundungstour wert! Falls ihr wie ich eher an wilder, schöner Berglandschaft als an flachen Stränden mit Palmen und Villen interessiert seid, könnt ihr den südlichen Teil des Highway No. 1 ruhig auslassen – ohne das Gefühl, etwas tolles verpasst zu haben 😉
Wart ihr auch schonmal auf dem Highway No. 1 unterwegs? Wie habt ihr die berühmte Küstenstraße empfunden?