Treffen mit einem Nomaden in Kirgistan
Kirgistan,  Trekking

Trekking in Kirgistan – In vier Tagen vom Tamga-Tal ins Barskoon-Tal

Kirgistan?

Schon in meinem letzten Beitrag über die 11-tägige Terskej-Alatau-Traverse sprach ich von den vielen Pluspunkten, die eine Reise nach Kirgistan mit sich bringt: warme Temperaturen bei 3.000 m, schöne Berge, tolle Menschen, spannende Kultur, Pferde, wilde Gletscher, Abenteuer, visumsfreie Einreise…

In diesem Beitrag möchte ich euch unsere viertägige Trekkingtour vom Tamga-Tal ins Barskoon-Tal vorstellen – inklusive Yak-Begegnung.


Inhalt

  1. Unsere Route in der Terskej-Alatau-Range
  2. Etappen-Übersicht, Menschen & Landschaft
  3. Unser Reisebericht mit Streckenbeschreibungen
  4. Fazit
  5. Tipps fürs Reisen und Trekken in Kirgistan

Wandern im Tian Shan und der Terskej-Alatau

Auch für unsere zweite Wanderung sind wir in der Terskej-Alatau-Range südlich des Issyk-Kul geblieben. Der Tian Shan ist ein sich von Ost nach West erstreckendes Hochgebirge, mit Gipfeln über 7.000 m. Begrenzt wird es im Osten von der Wüste Gobi, im Süden schließt sich der Himalaya an. Es liegt in Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan und China.

Der Terskej Alatau hingegeben beherbergt „nur“ Berge bis etwas über 5.000m und wird im Norden vom zweitgrößten Gebirgsee der Welt begrenzt, dem Yssykköl oder Issyk-Kul. Er ist relativ leicht zugänglich, hat gut zu begehende Pässe und eignet sich daher hervorragend für Trekkingtouren für Normalsterbliche.

Während unserer letzten Trekkingtour erzählte uns ein Paar von ihrer geführten Pferdetour im Tamga-Tal, bei der sie Yaks gesehen hätten. Yaks! In freier Wildbahn! Für uns war klar, da wollen wir auch hin. In unserem Reiseführer war auch tatsächlich grob eine Wandertour vom Tamga- ins Barskoon-Tal beschrieben, und so haben wir uns kurzerhand auf OsmAnd eine Tour zusammengebastelt.

1. Unsere Route in der Terskej-Alatau-Range

In Karakol konnten wir uns ganz gut mit Essen versorgen. Wir planten, per Taxi so weit wie möglich ins Tamga-Tal hineinzufahren, und dann am letzten Tag per Anhalter vom Barskoon-Tal wieder zurück zum See zu fahren. Also nur 4 Tage Essen mitnehmen. Dass die „Straße“ im Tamga-Tal gar keine richtig befahrbare Straße ist, und dass die Straße im Barskoon-Tal in einer nicht zugänglichen Goldmine endet – das wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht…


2. Etappen, Menschen und Landschaft

Etappen

  • Tag 1– Aufstieg ins Tamga-Tal
    13,6 km, 1170 hm bergauf
  • Tag 2 – Bis kurz vor den Tosor-Pass
    15,8 km, 800 hm bergauf
  • Tag 3 – Über Tosor-Pass und durch ein Hochtal bis kurz vor die Keregetash-Schlucht
    22,5 km, 530 hm bergauf
  • Tag 4 – Durch die Keregetash-Schlucht zur Straße A364
    ca. 15 km, ein paar hm in der Schlucht

Menschen

Die berittenen Nomaden haben uns meist recht entgeistert angeschaut – für sie muss es absolut unverständlich sein, warum jemand zu Fuß mit so viel Gepäck durch die Berge latscht 😀 ©Michi

Wir sind kaum Menschen begegnet und nur zwei anderen Wanderern (Franzosen). Es leben einige Nomaden in den Tälern, wie überall in den Bergen südlich vom Issyk-Kul. Außerdem waren 2-3 Autos auf der Passstraße unterwegs.

Landschaft

Vom blauen See über rote Wüstenberge zu grünen Hängen

Die Landschaft war sehr vielseitig – von den wüstenhaften, trockenen Bergen am Issyk-Kul bis zu den gletscherbedeckten Gipfeln. An den ersten zwei Tagen hatten wir immer wieder tolle Ausblicke über den Issyk-Kul, man konnte trotz diesiger Sicht das gegenüberliegende Ufer ausmachen.

Die Berge waren abwechslungsreicher als während unserer Traverse durch die Terskej-Alatau. Diesmal waren wir allerdings entweder auf richtigen Feldwegen unterwegs, oder wir hatten gleich überhaupt keinen Pfad. Dazwischen gab es nur manchmal Reit- oder Viehpfade, die sich immer wieder verloren haben.

Da wir Ende August unterwegs waren, haben sich die Berge von ihrer (schönen) frostigen Seite gezeigt – eine willkommene Abwechslung.

Tiere

Yaks!!

Meine erste Yak-Sichtung in freier Wildbahn 😉

Ja, wir sind auch diesmal einigen Kühen (u. a. der schönsten Kuh der Welt) und Pferden begegnet. Außerdem einem Schaf in einem Auto. Aber dazu später mehr.

Das Highlight waren jedoch ganz klar die Yaks, die wir einige Zeit beobachten konnten. Und wie ihre langen Zotteln im Wind wehten! Einfach herrlich.

Dieser Junge Stier ist schon fast so schön geschmückt wie die bayerischen Rinder beim Almabtrieb 🙂 ©Michi

3. Unser Reisebericht


Tag 1 – Von grünen Wiesen zu bepuderten Bergen

Vom Ort Tamga bis hoch in die Berge – 28.08.2018

Kilometer: ca. 13,6 km
Höhenmeter: 1170 hm bergauf, 26 hm bergab
Zeit. ca. 5 h

Die Straße ins Tamga-Tal ist schlecht befahrbar und endet in einer Viehweide (anders als auf der Karte eingezeichnet). Wir steigen von den sandigen wüstenartigen Vorbergen in saftige grüne Hochtäler auf.

Langsam wird es herbstlich und kalt in den Bergen

Die Anfahrt: Immer wieder eine Geschichte für sich…

Gleich der Start war abenteuerlich: Wir hatten wie vor der Terskej-Alatau-Traverse im Hostel ein Taxi bestellt. Am Morgen erfahren wir dann, dass uns der Familienvater fahren soll, vor der Abfahrt wird noch stolz ein Foto mit uns vor dem Auto gemacht. Wir sind zwar etwas verwundert und ich bin etwas verunsichert, aber ok – der wird schon wissen was er macht.

Auf der Karte ist die Straße ins Tamga-Tal bis ins nächstgelegene Tal als dicke weiße Linie eingezeichnet, von dem her gehen wir davon aus, dass man da gut fahren kann.

Schon bald merken wir, dass unser Fahrer etwas überfordert ist. Schon im Ort Tamga ruft er seine Frau an, als wir nicht gleich am ersten Haus aussteigen. Ich zeige ihm nochmal die Straße auf der Karte (kann er überhaupt Karten lesen? Noch dazu lateinische?) und sage „Tamga Valley“. Er schimpft laut am Telefon und fährt weiter. Das Ende vom Lied ist, dass die Straße immer schlechter wird, er immer wütender mit seiner Frau telefoniert (aber auch stetig weiter fährt, wir wissen nicht recht, was wir machen sollen) und uns dann an einer etwas breiteren Stelle nach einer Furt raus lässt. Weiter wollen wir ihn nicht fahren lassen.

Er braust davon und ich bereue es, nicht auf einen „richtigen“ Taxi Fahrer bestanden zu haben, wenn ich an die Souveränität unseres letzten Fahrers denken muss, der eine viel schlimmere Straße gemeistert hat.

Seis drum, die Anfahrt gehört ja irgendwie auch zum Abenteuer dazu, und so starten wir viel zu früh unsere Trekkingtour. Eigentlich wollten wir noch einige Kilometer weiter das Tal hinauf fahren.

Wir starten unsere Wanderung, noch hängt unser Ziel in den Wolken

Endlich gehts los mit der Tour

Wir passieren noch einige Höfe und Häuser (davor stehen auch Autos, also ist die Straße durchaus ganz gut befahrbar), während uns die Piste immer höher in die Berge hinauf führt. Es ist sehr trocken und die Landschaft erinnert mich an die Berge in Utah und Arizona meiner U.S.A-Reise.

Sandige Wüstenberge vor dem blauen Issyk-Kul

Bald haben wir eine fantastische Aussicht auf den Issyk-Kul. Einige Schritte später, die Straße führt hier um die Kurve, beginnt eine Wiese und das wars dann mit Weg oder Straße. Vor uns ist ein Tal mit Kuh- und Pferdeherde, ab jetzt gehts querfeldein voran.

Gerade laufen wir noch über die „Straße“…
…als diese nach einer Kurve abrupt endet. Unser Weg führt das Tal zwischen den Bäumen links und dem Bergrücken rechts nach oben.

Plötzliches Gewitter und Zuflucht unterm Baum

Wir sind gerade mitten im Aufstieg das Tal hinauf, als über den Bergrücken plötzlich ein Gewitter anbraust. Schnell suchen wir Schutz unter einer breiten Tian-Shan-Tanne und nutzen die Gelegenheit zu kochen. Zum Glück haben wir bereits vor einigen Minuten unser Trinkwasser aufgefüllt: Nach dem ca. 15 minütigen Gewitter ist der Fluss nur noch eine dicke braune Dreckbrühe…

Es hagelt dicke Körner und prasselt große Regentropfen herab, während wir gemütlich unter unserer trockenen Tanne sitzen. So lässt sichs leben!

Unter den Shien-Tan-Tannen kann man sich gut vorm Regen verstecken; ©Michi
Im trockenen Mittagessen kochen… ©Michi

Nach dem Gewitter steigen wir noch über eine Hügelkuppe und schlagen hinter den verlassenen Überresten einer Jurte unser Zelt auf. Direkt gegenüber von den schönsten Bergen, die ich lange (oder jemals?) gesehen habe. Oh wie schön es hier ist!

Wo müssen wir lang? Einen Pfad gibt es mittlerweile nicht mehr, dafür genießen wir die abendliche Lichtershow

Kann man in ein paar Berge verliebt sein?

Ausblick auf die Berge vom Zeltplatz aus – einfach Traumhaft
Unser Zelt am nächsten Morgen – campen auf 2.910 m

Tag 2 – Am Gewitter entlang

Vom Tamga-Tal ins Tosor-Tal – 29.08.2018

Kilometer: ca. 15,8 km
Höhenmeter: 800 hm bergauf, 270 hm bergab
Zeit. ca. 4 h 40 min

Heute wandern wir näher an den weißen Hauptkamm der Terskej Alatau heran, gegen Ende stoßen wir auf eine alte Bergstraße bzw. Schotterpiste. Wir treffen auch auf einige Nomaden und wandern größtenteils an namenlosen Bergrücken entlang.

Morgens erwartet uns ein klarer Himmel und eiskalte Luft. Hallo, Herbst!

Michi genießt seinen ersten Kaffee

Langsam wird es bergiger

Das GPS führt uns einen kleinen „Pass“ hinauf, manchmal können wir Viehpfaden folgen. Diese führen aber nie genau dort hin wo wir lang wollen, und so muss man immer schauen, wie man am besten ans Ziel gelangt.

Wir queren einige Bäche und kommen dem kleinen Pass immer näher
Das Wasser wird immer noch brav gefiltert, da überall Kühe lauern; ©Michi
Aufstieg zum Pass, hin und wieder kann man einem Viehpfad folgen; ©Michi
©Michi

Meist pfadlos folgen wir der Karte bis zur Tosor-Pass-Straße

Auf der anderen Seite sind die schneebepuderten Gipfel schon viel näher. Wir folgen dem Hang, hier ist es gar nicht so leicht zu laufen. Die Viehpfade führen nicht in unsere angestrebte Richtung, und ohne Pfad wird es durch den schiefen Untergrund bald etwas schmerzhaft für die Fußgelenke.

Langsam wird es alpiner

In der Ferne sehen wir einen einsamen Reiter, als dieser seine Richtung ändert und direkt auf uns zu kommt. Von nahem sehen wir, dass es ein junger Nomade ist, er strebt auf Michi zu, strahlt ihn an, Hände werden geschüttelt. Nach einigen weiteren Sekunden mit Grinsen reitet er wieder in seine ursprüngliche Richtung weiter. Ein höfliches Volk, die Kirgisen 🙂

Begegnung mitten im Nirgendwo

Gewitterwolken drohen mit Regen, zaubern jedoch nur tolle Wolkenstimmung

Wir streben nun auf einen markanten Berg zu, an dem wir links vorbei wollen. Wir beeilen uns, denn in der Ferne braut sich schon wieder was zusammen: Dunkle Gewitterwolken ziehen vom See her die Berge rauf. Wir suchen uns einen möglichst schnellen Weg den Abhang hinunter und erreichen schließlich die Pass“straße“, die zum Tosor Pass hinauf führt.

Eine einsame Jurte, sieht irgendwie gemütlich aus mit dem Rauch

Der Regen hat uns mittlerweile eingeholt, doch das Zentrum des Gewitters zieht an uns vorbei und so werden wir zum Glück größtenteils verschont. Wir steigen noch bis zur Geröllgrenze zum Pass auf und schlagen in der Nähe des Flusses unser Zelt auf.

Die Piste zum Tosor-Pass. Ein alter Kombi ist voll besetzt in einem Wahnsinnstempo hochgerauscht. In Kirgistan halten die Autos definitiv mehr aus als bei uns 😉

Später bekommen wir noch Besuch von einem Kirgisen. Ich finde es wirklich toll, wie hier alle so selbstverständlich ausschließlich auf dem Pferderücken unterwegs sind.

Unser Zeltplatz auf 3.400 m

Kirgisischer Roadtrip mit Schaf

Abends haben wir noch eine verrückte Begegnung: Wir haben im Zelt Kniffel gespielt und gehen dann im Dunkeln nochmal raus, um im Schein der Stirnlampe Zähne zu putzen. Da tauchen auf einmal zwei bibbernde Kinder im Lichtkegel vor auf. Sie deuten auf die Zeltlampe in meiner Hand und nach oben zur Straße. Offenbar steht da ihr Auto, und sie brauchen Licht.

Ich schicke Michi vor (ich trau mich nicht), und er kommt recht lange nicht zurück. Ich mache mir schon fast sorgen, wurde er gekidnappt? Später erzählt er mir, dass auch er verrückte Geschichten von Kidnappern im Kopf hatte.

Aber ganz im Gegenteil: Er trifft auf den Vater der Kinder, der keine Lampe dabei hat. Mit unserem Licht kriecht er unter die Kühlerhaube des Autos, hämmert ein paar Mal auf etwas herum, das Auto springt wieder an. Während er dort zugange ist wirft Michi einen Blick auf die Rückbank: Dort sitzen ein alter Mann und ein Schaf und schauen nach draußen.


Tag 3 – Begegnung mit den Yaks

Vom Tosor-Tal durch ein Hochtal bis zur Keregetash-Schlucht – 30.08.2018

Kilometer: ca. 22,5 km
Höhenmeter: 530 hm bergauf, 300 hm bergab
Zeit. ca. 5,5 h

Wir wandern über den Tosor-Pass und biegen bald von der Straße ab. Unser Weg führt durch das Hochtal in dem wir Yaks beobachten. Am Chunkur-Köl-Lake geht es vorbei über sumpfige Wiesen bis zumg Eingang in die bunte Keregetash-Schlucht.

Yaks in Kirgistan
Heute sehen wir das erste Mal Yaks

Es wird kalt…

Wir stehen auf und alles ist von einer kleinen Eisschicht überzogen. Blöderweise habe ich gerade heute den Wasserfilter irgendwo draußen liegen lassen und in der Flasche ist alles gefroren – ich bin mir nicht sicher, ob er jetzt kaputt ist… Zum Glück ist das erst am Ende und nicht am Anfang unseres Urlaubes passiert.

Über die Straße fließt ein Eisfluss – alle Gewässer hier sind gefroren

Bis zum Pass folgen wir der Piste, wir sind jedoch ganz allein und die Bergwelt ist wunderschön, deswegen lassen wir uns davon nicht weiter stören. Außerdem ist es wegen der Belagbeschaffung trotzdem interessant zu gehen 😉

Der Talkessel unterhalb des Tosor-Passes

Auf dem Pass ist es erstaunlich unspektakulär, aber trotzdem schön

Oben am Pass entdecken wir sogar eine ebene Fläche, wo 1-2 Zelte Platz hätten. Auch einen sehr kleinen Fluss für Trinkwasser gibt es in der Nähe.

Oben angekommen hat man eine schöne Aussicht in das Hochtal, welches wir heute durchqueren wollen. (nach links)

Wirklich spektakulär ist der Blick jedoch nicht, und ich wundere mich warum der Tosor-Pass so bekannt und beliebt ist. Aber vermutlich nur, weil man mit dem Auto hinauffahren kann…

Im Tal sehen wir von weitem ein „Haus“. Wie das Leben hier oben so abgeschieden wohl ist? Erfüllend? Entbehrungsvoll? Beides oder nur letzteres?

Yak-Sichtungen im namenlosen Hochtal

Es ist heute wirklich ausgesprochen kalt und wir wandern beide in unserer warmen Daunen- bzw. Primaloftjacke – ohne großartig zu schwitzen. Und das will was heißen 😉

Dann entdecken wir etwas weiter oben im Tal eine Herde größerer Tiere. Haben wir endlich die Yaks gefunden? Wir laufen näher ran und tatsächlich, da sind sie!! Wir freuen uns wie die Schnitzel und beobachen lange die zotteligen Tiere, ihre Haare wehen verwegen im Wind.

Besonders gut gefällt uns ein Exemplar, welches sich bestimmt 20 min in einer Sandgrube von allen Seiten genüßlich schubbert und kratzt…

Ich wusste nicht, dass Yaks so genießerisch schauen können…

Der weitere Weg durch die Hochebene ist etwas beschwerlich, weil die Wiese eher ein Sumpf mit unzähligen kleinen Wasserläufen ist. Dementsprechend lange brauchen wir, da wir doch den Anspruch auf trockene Füße haben.

Die schöne Keregetash-Hochebene, bzw die Sumpfebene…

Es bleibt kalt und windig

Zu der Kälte kommt ein starker beißender Wind, weswegen wir die Mittagspause lieber im Windschatten eines großen Steines machen. Im Hintergrund der Chunkur-Köl-Lake.
Zuletzt müssen wir noch einmal den Keregetash-Fluss überqueren, um den richtigen Pfaden in die Schlucht zu folgen

Wir haben gerade einen guten Zeltplatz gefunden, als uns ein kleiner Nomadenjunge aufgeregt zuwinkt und zu sich ruft. Wir folgen ihm, Michi meint, er will uns sicher einen Zeltplatz zeigen. Aber er führt uns nur zur Jurte seines Vaters, und so verabschieden wir uns bald und suchen uns einen neuen Platz mit Blick auf die Schlucht, durch die es morgen geht.

Wir versuchen, etwas weiter von der Jurte weg zu kommen, da im weiten Umkreis viel Konservendosen und anderer Müll herumliegt. Ein Gespür für Müll bzw. Zerfallzeiten von Dosen haben die Kirgisen leider noch nicht entwickelt.

Schlafen mit Blick auf die bunten Hänge der Keregetash-Schlucht, durch die es morgen weiter geht. Zeltplatz auf 3.430 m

Tag 4 – Die bunte Schlucht

Keregetash-Schlucht bis zur Straße A364 – 31.08.2018

Kilometer: ca. 15 km
Höhenmeter: evtl. 50 hm bergauf, ca 400 hm bergab
Zeit. ca. 4-5 h

Zum Abschluss der Trekkingtour wandern wir durch die Keregetash-Schlucht bis zur Straße, die offenbar zur Goldmine führt. Da diese ein Dead-End ist, fahren kaum Autos in unsere Richtung. Dies macht es uns etwas schwer, per Anhalter zurück zum Issyk-Köl zu fahren.

Morgens weckt uns die strahlende Sonne und Schnee auf dem Zelt. Am Boden ist das meiste schon weggetaut

Erster Schneefall 🙂

Kaaaalt! Aber der Schnee muss trotzdem vorm Zusammenpacken vom Zelt runter… 😉

Auch heute ist es kalt, allerdings nicht so sehr wie gestern. Und der Wind hat sich zum Glück gelegt. Wir folgen den Reitpfaden in die Schlucht hinunter, anfangs geht es noch am Fluss entlang.

Die Kälte zaubert wunderschöne Hütchen über die Gräser am Flussufer

Horseboy-Show in den Bergen 😉

Bald führt der Pfad weiter nach oben zu den Hängen der Berge. Wir hören Hufgetrappel und von hinten kommt eine Pferdeherde angaloppiert. Voran treibt sie der kleine Nomadenjunge von gestern, wieder einmal sind wir von den Reitkünsten der (jungen) Leute hier beeindruckt.

Geschickt fängt der junge Reiter Pferde ein, die ausbüxen wollen und treibt sie zurück zur Herde
Keregetasch-Schlucht in Kirgistan
Wir genießen die Etappe durch die Schlucht, das Wandern ist hier einfach und die Ausblicke immer wieder neu und stets schön

Die Keregetash- Schlucht hat durch verschiedenes Gestein einige Farbige Hänge und begeistert uns durch ihre Vielfältigkeit. Sie ist ganz klar ein Highlight auf der Tour.

Langwieriger Abstieg über die unbefestigte Passstraße

Nach wenigen Stunden erreichen wir ein Zeltcamp mit einem alten Transporter, der Fahrer fährt jedoch nicht so bald nach Barskoon. Wir machen uns an den Abstieg der steilen und beeindruckenden Serpentinen, die in die Mine nach oben führen. Zweimal brausen Laster nach oben, die alten Gefährte schnaufen angestrengt die Straße nach oben.

Die Pass-Straße, die wir ungeplant nach unten laufen müssen

Wir passieren einen Checkpoint samt Schranke und kapieren langsam, dass es nicht so einfach sein wird, eine Mitfahrgelegenheit bis nach Barskoon zu bekommen. Es fahren zwar 2-3 Autos in unsere Richtung, aber niemand hält an. Bis ans nach Barskoon sind es noch über 30 km, und wir haben bereits kein Essen mehr.

Wir haben Glück und werden mitgenommen

Das Glück ist uns hold und schon nach etwas über einer Stunde laufen halten zwei Österreicher an, die mit ihrem Auto von Zuhause bis hierher gefahren sind. Der Fahrer spricht Russisch und da sie nur bis zum berühmten Barskoon-Wasserfall fahren, besorgt er uns eine kirgisische Mitfahrgelegenheit bis zur Uferstraße des Issyk-Kul. Der Wagen ist ein alter aber gut gepflegter BMW, die Familie sieht sehr reich aus. Trotzdem rutschen die zwei Männer auf der Rückbank zusammen, um Michi und mir samt Trekkingrucksäcken Platz zu machen. Es ist einfach immer wieder wunderbar, wie nett und unkompliziert die Leute hier sind, und wie sich doch immer wieder Lösungen für verschiedene Probleme finden.

Als wir uns verabschieden verweigert der nette Fahrer sogar unser Geld. Wir landen dann über einige Umwege, zwei weitere Mitfahrgelegenheiten und einigen verschlossenen Unterkünften schlussendlich in Balyktschy in einem richtigen Hotel. Der letzte „Lift“ fährt uns sogar bis zum Eingang, und lässt einen wildfremden Anzugträger an einer Ampel schnell ins Auto steigen, damit er ihm den unbekannten Weg zu unserem Hotel zeigen kann. Diese Kirgisen, da kann man noch was lernen 😉

Das Barskoon Tal ist sehr schön, und wenn man nicht auf der Straße laufen würde, durchaus wert es zu erwandern

4. Fazit

Uns hat die Trekkingtour sehr gut gefallen, auch wenn man verhältnismäßig viel auf Schotterpisten unterwegs war – das mögen wir eigentlich nicht so gerne. Trotzdem hat man einen ursprünglichen Teil von Kirgistan kennen gelernt mit sehr authentischen Begegnungen. Die Gegend ist touristisch lange nicht so stark erschlossen wie die Täler der Terskej-Alatau-Traverese.

Die Landschaft war sehr schön und durch den ersten Schneefall noch magischer als eh schon. Von den Yaks hab ich ja schon genug geschwärmt 😉

5. Tipps und Tricks

  • Die Tour lässt sich nach Osten hin leicht erweitern (Nomad Valley Trek)
  • Alternativer Startpunkt läge weiter westlich, so dass man nicht über die Piste im Tamga Tal laufen muss. Dort gibt es anscheinend auch einen markierten Wanderweg bis zum Tosor-Pass
  • Da es nur schwer möglich ist, auf den Straßen per Anhalter zu fahren, sollte man bei der Planung lieber für einen zusätzlichen Tag Essen einpacken, um Notfalls im Barskoon-Tal noch eine Nacht zu bleiben
  • Alternativ kann man auch einfach mehr Strecke machen als wir 😉
  • Wasser aus Gletscherflüssen sollte nur im Notfall und nur gefiltert als Trinkwasser benutzt werden
  • Bei Vieh (vor allem Kühe) in der Nähe sollte jedes Wasser gefiltert werden und bei starker Beweidung flussaufwärts zusätzlich mit Chlor behandelt werden
  • Die Kirgisen sind ein freundliches Volk und laden Fremde manchmal zu Tee und Brot in ihre Jurten ein. Es lohnt sich, für solche Fälle Tauschgegenstände wie Süßigkeiten, Geld oder Stifte dabei zu haben
  • Vor dem Betreten der Jurte auf jeden Fall die Schuhe ausziehen

Warst du auch schon einmal in Kirgistan wandern? Wenn ja wo, und wie hat es dir gefallen?

Du kannst dir diesen Beitrag auch für später auf Pinterest pinnen:

Ein Kommentar

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert