Überquerung des Sary-Tor Flusses in Kirgistan
Kirgistan,  Tipps

Trekking in Kirgistan – Alle Infos für eure Planung

Kirgistan?

Kirgistan ist schön, exotisch, wild, urtümlich, warm und bergig – eine perfekte Mischung. Außerdem braucht man als EU-Bürger für einen bis zu 30-tägigen Aufenthalt kein Visum. Viele gute Gründe, für einen Kirgistan-Urlaub 😉

Michi und ich waren im Sommer 2018 vier Wochen dort. Wir waren eine Woche in Bishkek (ungeplant, da uns ein verschollener Rucksack und dann die Reisekrankheit dort gehalten haben), ein paar Tage Baden am Issyk Kul und zum Abschluss haben wir zwei Trekkingtouren in der Terskej-Alatau gemacht: die 11-tägige Terskej-Alatau-Traverse und eine 4-tägige Wanderung vom Tamga- ins Barskoon-Tal.


Beitragsübersicht

  1. Reiseland Kirgistan
  2. Beste Reisezeit
  3. Anreise und Rumkommen
    -Nach und in Kirgistan
    -Mit Öffis zum südlichen Issyk-Köl
  4. Kultur
  5. Landschaft
  6. Generelle Infos zum Wandern in Kirgistan
  7. Trekkingtouren in Kirgistan
    7.1 Terskej-Alatau-Traverse
    7.2 Rund um Jirgalan
    7.3 Vom Tamga Tal ins Barskoon Tal
    7.4 Nomad Valley Trek
    7.5 Nationalpark Ala-Artscha
    7.6 Andere beliebte Regionen
  8. Kartenmaterial und Navigation
  9. Ausrüstung
  10. Gastkartuschen und Proviant kaufen (Bishkek und Karakol)
  11. Praktische Tipps fürs Trekken in Kirgistan

1. Reiseland Kirgistan

Manas-Statue in Bishkek
Die Manas-Statue in Bishkek – er vereinigte die kirgisischen Stämme und gilt als Gründer der Nation

Wir waren überrascht, wie touristisch erschlossen Kirgistan ist – kennen wir doch fast niemanden, der dort reisen oder gar wandern war. Es gibt jedoch eine sehr gute Infrastruktur und Reisen ist dort sehr einfach. Die Kirgisen sind super nett und hilfsbereit, und dabei überhaupt nicht aufdringlich – einzige Ausnahme bilden die Taxifahrer 😉 .

Wir sind Reisenden aus aller Welt begegnet, jedoch hauptsächlich Franzosen, Niederländern, Engländern, Amerikanern und Israelis. Deutsche haben wir nur vier Stück getroffen, in Altyn Araschan auf unserer Trekkingtour.

Kirgistan ist eindeutig ein Outdoorreiseland. Alle Ausländer, die wir getroffen haben, waren wandern und einige sind extra für Trekkingtouren angereist. Die Wanderwege verlaufen oft auf den Reitpfaden der Nomaden, es werden viele geführte Wandertouren angeboten, bei denen man Gepäckträger gleich dazubuchen kann – Träger scheint ein beliebter Studentenjob für die Semesterferien zu sein.

Kleine Namenskunde: Man liest auch oft von Kirgisien oder Kirgisistan – richtig sind alle drei Schreibweisen. Die unterschiedlichen Varianten rühren anscheinend von Übersetzungen in kyrillische Schrift/russisch und anschließend ins Deutsche her: Киргизия/Kirgisija. Der kirgisische Name lautet jedoch Kyrgyzstan, deswegen verwende ich den deutschen Begriff Kirgistan.


2. Beste Reisezeit

Eis am Flussufer
Ende August / Anfang September kann es in den Bergen schon anfangen zu herbsteln – Minusgrade inklusive

Die Hauptreisezeit für Trekkingtouren in den Bergen ist von Mitte Juli bis Mitte September, da dann die Pässe passierbar sind und die Lawinengefahr gering ist. Da Nachmittags die Gewitterneigung zunimmt und Vormittags die Sicht besser ist, sollte man immer recht früh aufbrechen.

Im Hochsommer kann es in den tieferen Lagen sehr heiß werden (im Süden bis zu 45°), und auch in den Bergen hat es Durchschnittswerte von 20-25°, über 3000 m meist noch bis zu 15°. Nachts wird es jedoch empfindlich kalt und vor allem gegen Anfang und Ende der Saison ist Nachtfrost oder Schneefall nichts ungewöhnliches.


3. Anreise und Rumkommen

Vehikel in Kirgistan
In Kirgistan ist vieles Selbstgemacht 😉 – Wir haben tatsächlich kein einziges Foto unserer Taxis oder Busse gemacht, deswegen muss nun der kleine Transporter aus Karakol als Aufmacher herhalten.

Nach und in Kirgistan

Die Anreise passiert am besten (Überraschung) mit dem Flugzeug in die Hauptstadt Bishkek. Alternativ kann man auch nach Osh fliegen (z.B. von Berlin oder Frankfurt), in Bishkek findet man jedoch meines Wissens nach das bessere Inlands-Reisenetz vor. Direktflüge gibt es nicht, man fliegt z.B. über Istanbul oder Moskau. Der Flug kostet zur Hauptsaison ca. 400€.

Vom Flughafen Manas gelangt man per Taxi (ca. 6€) oder dem Kleinbus-Sammeltaxi Nummer 153 (ca. 0,50 €) ins Zentrum von Bishkek. Wir wurden von unserem Hostel abgeholt, diesen Abholservice bieten fast alle Unterkünfte in Bishkek an.

Für uns waren Taxis die komfortabelste Fortbewegungsart

In Kirgistan kann man entweder mit den öffentlichen Marschrutka (Kleinbusse) oder mit Taxis fahren. Auf dem Land ist auch das Fahren per Anhalter gut möglich und verbreitet. In Bishkek fahren Marschrutkas und Taxis vom westlichen Busbahnhof (neuer Busbahnhof) aus.

Mit Öffis zu den Trekkingstartpunkten am südlichen Issyk-Köl

Nach Karakol

Nach Krakol sind es von Bishkek ca. 400 km und ca. 7-8 Stunden Fahrt.

Per Taxi: Man steige am Marktplatz aus seinem Taxi aus, schaue sich um und sage zu einem der vielen Taxifahrer „Karakol“. Dann verhandelt man den Preis (ca. 6-8€) und wartet, bis das Auto voll ist – erst dann geht die Fahrt los. Sicherheitsgurte oder Anschnaller sucht man meist vergebens, und es wird mit 100 km/h auf der unbefestigten Fahrbahn entlanggebrettert. Wir haben auf der Fahrt nach Karakol zwei verwaiste Gurtbänder zusammengebunden, um zumindest ein wenig Sicherheitsgefühl zu haben… 😉

Die Marschrutkas und große Langstreckenbusse fahren auch am westlichen Busbahnhof. Generell sind die Strecken über das Nordufer des Issyk-Kul häufiger angeboten als die über das Südufer. Die Linien und Busfahrpläne erfragt ihr am Besten direkt bei eurer Unterkunft.

Nach Kyzyl-Suu, Jeti-Oguz oder Tamga (südlicher Issyk-Köl)

Per Taxi: Die einfachste Variante. Wir haben uns zum westlichen Busbahnhof fahren lassen und hatten ca. 30 Sekunden später einen Platz in einem Sammeltaxi nach Karakol, das uns in Kyzyl Suu aussteigen hat lassen.
Per Bus: In die kleinen Orte am südlichen Issyk-Köl fahren nur die Kleinbusse. Von Bishkek aus verkehren sie nur morgens. Man kann auch per Langstreckenbus nach Karakol fahren und von dort mit dem Kleinbus weiter in die kleinen Orte. Die Buspläne erfragt ihr am besten in eurer Unterkunft, damit ihr aktuelle Informationen habt.

In Bishkek

Bei Fahrten in Bishkek empfiehlt es sich, Taxis von Kirgisen (z.B. vom Hostel oder vom Restaurant) bestellen zu lassen. Sie fahren dann mit Taxometer und kosten nur ca. ein Drittel von einem „wilden“ Taxi. Die „wilden“ ruft man sich einfach von der Straße (oder man wird angesprochen, Taxisfahrer sind die einzigen aufdringlichen Kirgisen die wir getroffen haben).

Die Taxis „von der Straße“ fahren nie mit Taxometer, diese kann man nur über eine Telefonnummer (und mit Kirgisisch- oder Russischkenntnissen) bestellen.


4. Kultur

Die Kirgisen sprechen Kirgisisch und Russisch. Als ehemaliges Mitglied der Sowjetunion leben viele Russen in Kirgistan, die meisten am Ufer des Issyk Köl. In der Hauptstadt Bishkek sieht man überall die architektonischen Spuren der Sowjetunion, viele bunkerartige Monumentalbauten sprechen von Macht und Diktatur.

Wir sprechen weder russisch noch kirgisisch, kamen aber überall mit dem Google Translator sowie mit unseren Händen und Füßen zurecht. Ich denke aber, dass wir viel verpasst haben, weil wir uns mit den Menschen dort (vor allem mit den Nomaden) nicht richtig austauschen konnten. Es hätte bestimmt viele spannende Gespräche gegeben.

Die Mode entspricht in etwa unserer mit russischem Einfluss, nur selten sieht man Frauen mit Kopftuch – obwohl die vorherrschende Religion der Islam ist. Was wir besonders interessant fanden war, dass fast alle Männer Handtaschen trugen. Bei uns ist das ja sozusagen schon fast ein no-go 😉

Bei Betreten von Häusern (auch Hotels) oder Jurten zieht man immer die Schuhe aus – Ausnahme sind Restaurants und Geschäfte.

Die Kirgisen sind ein gastfreundliches und höfliches Volk. Beim Betreten eines Hauses (auch in Hotels) oder einer Jurte werden im Eingangsbreich die Schuhe ausgezogen und man wechselt zu Hausschuhen oder bleibt in Socken. Obwohl die Menschen sehr freundlich sind, sieht man eher selten ein Lächeln, und wenn dann eher von jungen Mädchen. Beim Wandern wurden wir oft in Jurten zu Tee und selbstgemachten Yoghurt eingeladen. Für solche Situationen ist es gut, ein Gastgeschenk dabei zu haben, wie z.B. Batterien, Essen, Stifte, Süßigkeiten, Geld…

Bei der Begrüßung geben sich die Männer die Hand, Frauen (also ich) werden mit einem Nicken bedacht. Bei unserer ersten Taxifahrt hatten wir eine anfangs seltsame Situation: Der Taxifahrer lud unser Gepäck aus, drehte sich zu meinem Freund um und gab ihm zum Abschied die Hand. Ich war auch schon dabei, meine Hand auszustrecken, als er sich mit einem Nicken von mir verabschiedet und sich umdreht. Mich hat das total verwirrt, fand er mich unsympatisch? Stand ich zu weit weg? Wollte er unhöflich sein? Erst nach einigen weiteren Begrüßungen und Verabschiedungen habe ich verstanden, dass sich nur Männer die Hände schütteln und der Fahrer einfach ganz normal gehandelt hat…

Auf den Märkten wird man fast nicht angesprochen, niemand schreit seine Ware oder den Preis hinaus. Ich fand das sehr angenehm und wir sind ganz gern durch die Marktreihen gestromert.

Generell ist das Land sehr arm. In Bishkek bemerkt man davon nicht so viel, aber selbst in Karakol gibt es nur wenige befestigte Straßen, die meisten Häuser sind extrem heruntergekommen und manche Menschen leben in alten Schiffscontainern. Wir haben mit einigen Studenten gesprochen, die davon träumen, ein Stipendium im Ausland zu bekommen.


5. Landschaft

Chong-Kyzyl-Suu-Tal
Im oberen Chong-Kyzyl-Suu Tal auf der Terskej-Alatau-Traverse

Die Landschaft ist ursprünglich, wild, imposant – grüne, graue und weiße Berge erheben sich aus weiten, schönen Tälern, die von mächtigen grauen Gletscherflüssen durchzogen sind. Fast jeden Tag wandert man über einen Pass von einem Tal ins nächste, erlebt spannende neue Ausblicke, Gesteinsformationen und Berggipfel. Überall begegnet man Pferden und Kühen, die einen neugierig und argwöhnisch beim vorüberlaufen beäugen.

Wir sind in Bishkek einigen Franzosen begegnet, die die Berge etwas enttäuscht mit den (ihnen bekannten) französischen Alpen verglichen haben. Und ja, der Tian Shan ist ganz eindeutig ein Gebirge in einer ähnlichen Vegetationslage wie „unsere“ Alpen und hat dadurch gewisse Ähnlichkeiten. Doch es unterscheiden sich die Steine, die Pflanzen, die Bäume und die Form der Berge und Täler. Ganz zu schweigen von der faszinierenden Nomaden-Reiter-Kultur und der quasi nicht vorhandenen Infrastruktur in Form von Straßen, Berghütten oder Bergliften.

Als „Patagonien Asiens“ wird der Nationalpark Ala-Artscha bei Bishkek bezeichnet. Hier kann man noch wildere Bergformationen, Gletscherflüsse und Gletschergipfel bewundern, allerdings teilt man sich diese Szenerie auch mit relativ vielen anderen Menschen.


6. Generelle Infos zum Wandern in Kirgistan

  • Unwegsames Terrain, Reitpfade und wilde Tiere

Die Berge in Kirgistan sind nicht wie unsere Alpen erschlossen. Es leben zwar Nomaden in den Tälern, allerdings gibt es keinen Unterschlupf in Form von Hütten oder festen Häusern und teilweise begegnet man tagelang keinem Menschen. Die Wege sind ausgelegt für Pferde und können bisweilen sehr steil sein, Wegmarkierungen gibt es meist nicht. Überall leben Kühe und Pferde, denen man immer mit Respekt begegnen sollte.

  • Wetter & Kleidung

Das Wetter kann (typisch Gebirge) sehr schnell von strahlendem Sonnenschein zu Gewitter umschwenken. Im Sommer gehören Gewitter am Nachmittag meist zur Tagesordnung. In den Höhenlagen muss man zu jeder Jahreszeit mit Schnee und Eis rechnen. Die Kleidung und das Schlafequipment sollte also bis zum Nullpunkt warm halten, Regenjacken sind Pflicht.

  • Reiseplan und Notfallbutton (PLB)

Ihr solltet einen Überblick über eure Trekkingtour bei einer Kontaktperson zu Hause hinterlegen. Außerdem gibt es mittlerweile einige Angebote von Notfallgeräten, die im Fall der Fälle ein GPS Signal senden und so die landeseigene Bergwacht bzw eine Notrettung in Gang setzen. Handysignal ist nämlich in den meisten Regionen im Gebirge Fehlanzeige.

  • Die eigenen Grenzen (und seinen Hunger) kennen und respektieren

Der Punkt sollte eigentlich immer beim Trekken klar sein 😉 . Ihr seid in Kirgistan völlig auf euch allein gestellt und in beträchtlicher Höhe unterwegs. Das Rucksackgewicht und die Höhenmeter der Etappen sollten nicht unterschätzt werden, wenn das Essen ausgeht gibt es keine Möglichkeit etwas nachzukaufen oder einzukehren. Die meisten Touren haben keinen schnellen Ausstieg und sind oft nur zu Fuß erreichbar.

  • Karten können falsch sein

Wir mussten die Erfahrung machen, dass nicht überall ein Weg ist, wo einer auf den Karten eingezeichnet war (analog & digital). Du solltest also immer bereit sein, dich notfalls auch ohne einen Pfad zurecht zu finden.


7. Trekkingtouren in Kirgistan

Die meisten Trekkingtouren die ich vorstelle sind vom südlichen Issyk Kul, da ich davon Karten habe und mich bei der Reiseplanung am meisten damit beschäftigt habe. Außerdem fanden unsere zwei Trekkingtouren dort statt.

Desweiteren möchte ich euch jedoch auch andere Touren vorstellen, von denen mir in Kirgistan begeistert berichtet wurde, oder von denen ich bereits Berichte gelesen habe.

7.1 Die Terskej-Alatau-Traverse (4-11 Tage)

Ala-Köl See am Morgen
Der Ala-Köl-See am Morgen
  • Dauer: 4-11 Tage (leicht erweiterbar)
  • Länge: 140 km, 6.300 hm
  • Anspruch: Mäßig bis Fortgeschritten
    (Die kurze Variante von Jeti-Oguz bis Altyn Araschan ist leicht und kann auch von Anfängern bestritten werden)
  • Wege & Navigation: größtenteils unmarkierte Reitpfade
  • Landschaft: weite Täler wechseln sich mit kargen Hochgebirgspässen ab
  • Höhe: von 2.000 bis 4.000m

Zu unserem Reisebericht: 11 Tage Trekking in Kirgistan – Terskej-Alatau-Traverse

Bei dieser Traverse wandert man von Tal zu Tal den Terskej Alatau Gebirgszug am See Issyk Köl entlang. Sie führt von Südwest nach Nordost entlang, der höchste Pass liegt auf 3.930 Metern.

Durch die vielen zum See strebenden Täler kann man sich die Schwierigkeit und Länge (mind. 4 Tage) seiner Tour individuell zusammenstellen. Da die Tour bereits auf 2.000m startet, sollte man sich vor dem Start höhentechnisch akklimatisieren.

Unsere Highlights waren das Jeti-Oguz-Tal und der See Ala-Köl. Die Tour bietet viel Potenzial zur Verlängerung, da man in den Haupttälern stets noch spannende Tagestouren zu Gletscherfüßen oder Hochtälern unternehmen kann. Alternativ kann man sie nach Norden bis Jirgalan verlängern.

Die Tour endet offiziell in Ak-Suu, von dort kann man per ständig verkehrender Marschrutka Nummer 350 für ca. 30 Cent nach Karakol fahren.

7.2 Rund um Jirgalan

Der Turnaly-Köl See, einer der Hochgebirgsseen rund um Jirgalan (ein Ausschnitt meiner Trekkingkarte)
  • Dauer: 1-9 Tage
  • Länge: 12 km – 115 km
  • Anspruch: Mäßig bis Fortgeschritten
  • Wege & Navigation: größtenteils unmarkierte Reitpfade
  • Landschaft: weite Täler wechseln sich ab mit kargen Hochgebirgspässen, schöne Seen laden zum baden ein
  • Höhe: von 2.000 bis 4.000m

In der Region Jirgalan (oder Jyrgalan auf englisch) gibt es viele verschiedene Trekkingtouren, die man nach belieben gestalten kann – vom kurzen Loop bis zur langen Traverse. Bei den längeren Touren hat man zumeist Pässe zu bewältigen und wandert auf unmarkierten Reitpfaden. Das Besondere sind die vielen Seen, vor allem am Ende des Boz-Uchuk-Tals.

Auch Mountainbike-Touren oder geführte Pferdetouren kann man hier gut machen.

Hier gehts zur Trekking-Website von Jyrgalan: jyrgalan.com

7.3 Tamga- bis Barskoon-Tal (4-5 Tage)

Yaks in Kirgistan
Yaks beim Chunkur-Köl-Lake
  • Dauer: 4-5 Tage
  • Länge: 67-90 km, ca. 2.500 hm
  • Anspruch: Fortgeschritten
  • Wege & Navigation: abwechselnd Schotterpiste, Reitpfade und Weglos, komplett ohne Markierungen. Gute Navigationskentnisse erforderlich.
  • Charakteristik: ursprüngliche Hochgebirgslandschaft, kaum andere Touristen, wilde Yaks
  • Höhe: von 2.000 bis 4.000m

Zu unserem Reisebericht: Trekking in Kirgistan – In vier Tagen vom Tamga-Tal ins Barskoon-Tal

Die Tour führt vom Startpunkt im Tamga-Tal bis zur Straße im Barskoon Tal. In vier bis fünf Tagen läuft man ca. 67-90 km und ca. 2.500 Höhenmeter (je nachdem wo man startet und endet). Von Straße bis zu komplett Weglos ist Wegtechnisch alles dabei, die Tour ist also sehr abwechslungsreich.

Unsere Highlights waren die Keregetash-Schlucht und natürlich die wilden Yaks, die wir beobachten konnten.

Vom hinteren Barskoon-Tal gibt es drei Möglichkeiten, zurück zur Hauptstraße zu kommen: 1. Laufen, 2. sein Glück per Anhalter versuchen, 3. ein Taxi vorbestellen. Auf der Straße verkehren nur wenige Autos, erst ab der Touristenstation bei den beliebten Barskoon-Wasserfällen wird es besser.

7.4 Nomad Valley Trek

Der Düngürömö Fluss (Ausschnitt von meiner Trekking-Karte)
  • Dauer: ca. 4 Tage
  • Länge: ca. 66 km, ca. 3.200 hm
  • Anspruch: Fortgeschritten bis Profi
  • Wege & Navigation: abwechselnd Reitpfade und Weglos, teilweise ohne Markierungen. Gute Navigationskentnisse erforderlich.
  • Charakteristik: ursprüngliche Hochgebirgslandschaft, kaum andere Touristen, weite Hochtäler wechseln sich mit Hochgebirgspässen ab
  • Höhe: von 2.099 bis 3.773 m

Ein alpiner Trek, mit zwei Pässen (Juuku Pass & Düngürömö Pass) und optional (ca. 12 km Umweg) einem alpinen See. Man läuft vom Juuku Tal (bei Darkhan) ins Barskoon Tal, dabei kann man Anfangs zwischen zwei alternativen Strecken Wählen. Für das Erreichen des Start- und Endpunktes braucht man entweder einen Fahrer oder gute Nerven (und Zeit) für ein gutes Stück Roadwalk. Die Strecke ist weniger oft begangen und teilweise weglos und unmarkiert. Einige Flüsse müssen gefurtet werden.

Soweit ich das gelesen habe muss man selbst einen Weg über den Düngürömö Pass finden. In den Tälern begegnet man einigen gastfreundlichen Nomaden.

Hier gibt es einen schönen Reisebericht einer geführten Wanderung (wird im Bericht Jukku-Barskoon-Trek genannt). Das Jukku Tal heißt auf meiner Karte „Juuku-Valley“: Nomad Valley Trek von wetraveltheworld.de

7.5 Nationalpark Ala-Artscha (2-3 Tage)

Trail im Nationalpark Ala Artscha (Bildquelle: Yaroslav Maltsev, unsplash)
  • Dauer: 2-3 Tage
  • Länge: unterschiedlich
  • Anspruch: Leicht bis Anspruchsvoll
  • Wege & Navigation: Markierte Wanderwege.
  • Charakteristik: Imposante Hochgebirgslandschaft (Patagonien Asiens), viele andere Touristen
  • Höhe: bis zu 4.000 m

Im Ala-Artscha kann man einige Touren von leicht bis anspruchsvoll unternehmen. Das Besondere ist die Nähe zu Bishkek, der Eintrittspreis (ca. 1€) und die Landschaft: Uns wurde es als das asiatische Patagonien beschrieben.

Man kann z.B. zum Ak-Saj-Wasserfall und von dort weiter zum Ak-Saj-Gletscher bzw. zur Ratsek-Hütte wandern. Die Ratsek-Hütte eignet sich auch gut als Camping-Spot. Ein Beispiel für eine Gipfelbesteigung wäre der Uchitel Peak.

7.6 Andere beliebte Treks und Regionen

  • Uns wurde einige Male von der Trekkingtour um den Song-Kol-Lake berichtet. Man läuft anscheinend einmal drumrum und begegnet auch hier einigen Nomaden.
  • Ein klassisches Trekkinggebiet ist der nördliche Issyk-Köl. Allerdings ist es durch den Zerfall der UDSSR und der neuen Grenze nach Kasachstan etwas in Vergessenheit geraten.
  • Auch bei Osh im Pamir Gebirge gibt es einige Trekkingtouren. Hier gehts zur Touri-Seite von Osh mit verschiedenen Tour-Vorschlägen: destinationosh.com

8. Kartenmaterial und Navigation

Unsere Trekkingkarten (Hier ein Ausschnitt der Touren bei Jirgalan)

Karten: Wir können die kirgisischen Trekking Karten im Maßstab 1:100.000 empfehlen. Vor allem zur Routenplanung und für den Überblick sind sie sehr nützlich. Man kann sie in Bishkek hier kaufen:
-GeoID in Kievskaya Street 107
-Kyrgyz Community Based Tourism Association, 58 Gorkii street (cbtkyrgyzstan.kg)
Und im Internet:
Kyrgyzstan Trekking Union Website

OSMand App: Unser Favorit. Für ein paar Cent haben wir uns die topografische Erweiterung dazu gekauft, damit kann man super navigieren.

Maps.Me: Vor allem Praktisch in Städten, zum speichern von empfohlenen Restaurants oder Läden und zum Finden von Bushaltestellen oder ähnlichem.

Trekkingführer Terskej-Alatau-Traverse vom Stein Verlag (Outdoor): Man könnte die Tour fast ausschließlich mit dem Führer laufen, obwohl dort nur grob gezeichnete Karten abgebildet sind – die Streckenbeschreibung ist sehr detailliert. In Kombi mit einer GPS App ist man damit auf jeden Fall gut gerüstet.

Wir sind unsere erste Tour (Terskej-Alatau-Traverse) hauptsächlich mit dem Reiseführer vom Stein Verlag gelaufen, mit Unterstützung von der OSMand App. Die zweite Tour haben wir nur mit der App navigiert. Geplant und den Überblick behalten haben wir allerdings mit den Trekkingkarten.

Reiseführer: Wir hatten den Reiseführer „KIRGISTAN – Zu den Gipfeln von Tien Schan und Pamir“ vom Trescher Verlag dabei. Wir haben im Vorfeld relativ wenig geplant und das Meiste anhand des Reiseführers spontan entschieden. Wiegt zwar einiges, hat sich aber definitiv gelohnt mitzuschleppen.


9. Ausrüstung

Teleti-Pass auf 3.750 m
Michi war mit seiner Regenschutz-Ausrüstung nicht zufrieden: Durch den Wind riss der Tarp-Poncho ständig an den Seiten auf, die Beine wurden nass und der Regenschirm bog sich in die falsche Richtung.

Wir haben unser Gepäck so weit wie möglich reduziert, weil wir nichts für die Trekkingtouren deponieren konnten. Das hieß, wir hatten beim wandern immer unser Zeug für alle vier Wochen auf dem Rücken. Aber, Trick 17: Für die erste Zeit in Bishkek und am Issyk-Kul habe ich mir ein paar alte Kleidungsstücke mitgenommen, die ich dann in der letzten Unterkunft zurückgelassen habe.

Kleidung: 2x Merino-Wandersocken, Neoprensocken (Flüsse furten), 6x Tanga, 1x Sport-BH, Buff, Halstuch, Basecap, Sonnenbrille, 1x Wanderhose, 1x Top, 1x Wanderhemd, Bikini, Wanderstiefel, Mückennetz (haben wir nicht gebraucht)

Kleidung Nachts & Schlechtwetter: 1x Langarm-Merinoshirt, 1x Ski-Leggins, Daunenjacke (Mountain Equipment Dewline), Handschuhe, 1x Wollsocken, Regenhose, Regenjacke.

Kochen & Wasser: Kocher (MSR Pocket Rocket), Gas, 1x Topf, Griff, Aluwindschutz, Aludeckel, Tasse, Spork, kl. Spültuch, Opinelmesser, 3x 1l Faltflaschen + Platipus Hoser Trinkschlauch, 1x Wasserfilter, 1x Falt-Waschschüssel

Ausrüstung: Zelt (Tarptent Scarp 2), Schlafsack (Cumulus Panyam 450), Seideninlet, Isomatte (Therm-a-Rest NeoAir XLite), Ohropax, 27g Thermarest Kissen (Michi), Trekkingstöcke, Rucksack, Kompass, PLB, Karten, 1x Abfalltüte groß (Rucksack-Inlay-Regenschutz), 8x Abfalltüte klein, Stirnlampe, Dokumente

Unterhaltung: Kamera (Objektiv, Speicherkarten, viele Akkus, Stativ, Ladekabel), Powerbank (2x 10.000mAh), MP3 Player, Smartphone & Ladekabel, Heftchen & Stift

Hygiene: Klopapier, Taschentücher, Handtuch, Kulturbeutel (Kontaktlinsen/Brille, Deo, Einwegrasierer, Haargummi, Kamm, Wattestäbchen, Zahnpasta, Zahnbürste, Gesichtscreme, Seife, Mooncup, insgesamt 160g), Sonnencreme, Mückenspray, Labello, Hand-Desinfektionsmittel

1. Hilfeset: Entzündungshemmendes Schmerzmittel, Dolormin für Frauen, Enzyme, Mullbinde, Leukotape (um Stift gewickelt), Magnesium & Zink (ca. 250g)

Gastgeschenke: Wir hatten für die Kinder kleine Päckchen Gummibärchen und Brause zum Verschenken dabei.

Für die erste Trekkingtour (11 Tage) haben wir uns das Essen aus Deutschland mitgenommen und ich hatte folgendes dabei: Für Snacks 550g Studentenfutter, 330g M&Ms, 1 Packung Katjes YoghurtGums, 200g Aprikosen, 3 Tafeln Schoki, 11x Riegel (Corny & Oatsnack), 300g Frucht-Trailmix; für das Mittagessen 960g Tortilla-Wraps, 800g Salami und 1 Becher Erdnussbutter. Dazu kamen dann noch fürs Frühstück Müsli mit Milchpulver (portioniert 100-120g Müsli und 30g MP) und für das Abendessen eine Packung Trekkingnahrung (150g). Insgesamt also über 8 kg Essen für mich, Michi hatte etwas mehr dabei. Insgesamt hatten wir jeweils über 20kg beim Start (inkl. Wasser), was uns auf Dauer bei den Strecken und den Höhenmetern deutlich zu viel Gewicht war.

Man darf nicht unterschätzen, in welcher Höhe man bei den meisten Touren in Kirgistan unterwegs ist.

Besondere Ausrüstung, die wir normalerweise auf Trekkingtouren nicht dabei haben:
1. Wasserfilter & Micropur Tabletten (Wasserdesinfektion)
2. PLB Ocean Signal rescueME (Notfall-GPS-Gerät)
3. Regenschirm (es hat jeden Tag geregnet, bei Windstille war der Schirm sehr angenehm)

Mehr zu meiner Ausrüstung findet ihr im Beitrag Meine Ausrüstung für den PCT

Kleiner Tipp: Die Schokolade sollte beim Fliegen im Hochsommer vielleicht eher nicht ins Hauptgepäck 😉

10. Gastkartuschen und Proviant kaufen

Gastkartuschen kann man soweit ich weiß nur in Bishkek kaufen. Wir haben unsere bei Red Fox gekauft und uns schon von Deutschland aus per Mail versichert, dass sie genau den Kartuschentyp haben, den wir brauchen. Hier die Liste mit Gaskartuschen-Händlern 😉 :

  • Red Fox
  • Sport Expert
  • Gergert Sport
  • The Active Sector

Red Fox hatte auch eine kleine Auswahl an Trekkingnahrung.

In Karakol haben wir normales (Tüten)Essen und Brot als Proviant gekauft, weil wir keinen Trekkingladen gefunden haben. Es gibt in den Lebensmittelläden natürlich auch eine Auswahl an Fertiggerichten und auf dem Markt kann man sich einige leckere Dinge wie Trockenobst oder Nüsse kaufen. Wenn man seinen gesamten Proviant in Kirgistan kauft, sollte man allerdings etwas flexibel und kreativ mit dem Essen sein, weil das Sortiment in den Läden natürlich schon etwas von dem bei uns abweicht.


11. Praktische Tipps fürs Trekken in Kirgistan

  • Das Wasser aus den Gletscherflüssen sollte vor dem Trinken immer mit einem Wasserfilter (wie z.B. dem Sawyer Squeeze) gefiltert werden. Besser ist es, das Wasser aus den kleineren Zuflüssen zu trinken.
  • Sind Kuhherden in der Nähe, empfiehlt es sich außerdem, das Wasser mit Chlortabletten zu behandeln. (Kuhdung enthält besonders gefährliche Bakterien)
  • Kirgistan ist ein sehr armes Land, und die Nomaden haben oft nur das Nötigste. Gleichzeitig sind sie sehr gastfreundliche Menschen und laden Wanderer gerne in ihre Jurten ein. Es empfiehlt sich daher, Tauschgegenstände (Essen, Batterien, Kleingeld) mit zu nehmen.
  • Den nomadischen Kindern kann man mit Süßigkeiten eine große Freude machen, z.B. kleine Haribo-Päckchen oder kleine Ritter-Sport-Tafeln.
  • Pässe sollten möglichst früh begangen werden, da dann das Wetter am stabilsten ist.
  • In Kirgistan ist es nicht üblich, zu handeln – und wenn, beträgt die Spanne nur etwa 10%
  • Der Ala Artscha Nationalpark und die 4 tägige Trekkingtour über den Ala-Kol-See und Ala-Kol-Pass sind die beliebtesten Touren in Kirgistan. Wer gerne alleine wandert, sollte diese Gegend meiden, da hier sehr viele Reisegruppen mit Trägern unterwegs sind.

12. Skazka Canyon

Ich weiß nicht wo das sonst dazu passt, aber wenn ihr eh schon am südlichen Issyk-Kul unterwegs seid, schaut unbedingt bei den bunten Felsen im Skazka Canyon vorbei! Es lohnt sich 😉

Der farbige Skazka Canyon am südlichen Issyk-Kul See

Meine Tourberichte vom Trekking in Kirgistan findet ihr in folgenden Beiträgen:


Habt ihr noch Fragen, Anmerkungen oder eigene Erfahrungen? Gerne könnt ihr hier in den Kommentaren eure Gedanken loswerden oder mich über das Kontaktfeld zu bestimmten Dingen noch etwas fragen.


Du kannst dir den Beitrag auch für später auf Pinterest pinnen:

2 Kommentare

  • Andi

    Hi!
    Cooler Artikel,
    ich bin grad relativ spontan dran einfach hinzulfiegen und bin viel am planen.
    Kannst du mir sagen wie ihr euch mit der Sprache zurecht gefunden habt?
    Ich bin zwar kommunikativ kann aber kein Wort der Sprache sprechen.

    Liebe Grüße

    Andi

    • hannah

      Hi Andi, wir haben über Google translator und mit Händen und Füßen kommuniziert, oder die Leute konnten englisch (sehr selten). Die Einheimischen haben meistens einfach beim google translator reingesprochen und uns dann die englische Übersetzung gezeigt. Am schwierigsten waren eigtl Ortsnamen und Karten, weil die unser Maps und unsere Karten nicht lesen konnten.

      Falls du Russisch sprichst wird es einfach, weil das kann dort jeder.
      Generell lernt man einfach auch, ohne Worte zu kommunizieren 😉.

      Viel Spaß bei deiner Reise!
      Liebe Grüße, Hannah

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert