St. George – Red Cliffs National Conservation Area
Da ich zwei Pausentage in St. George hatte, nutzte ich die Zeit um die Gegend zu erkunden. Mein Airbnb Host empfahl mir den Dixie Rock und die Red Cliffs National Conservation Area. Von dort kann man die ganze Stadt überblicken und man ist, wenn man einmal den Stadtrand überquert hat, mitten in der Natur.
Die Red Cliffs und der Dixie Rock
Da ich ohne Auto äußerst unmobil bin, stehen mir in St. George nicht mehr viele Aktionen zur Verfügung. Ich verbringe den Vormittag mit Packen und Telefonieren mit den Liebsten (endlich mal richtig gutes Internet!), dann rufe ich mir ein Uber-Taxi und fahre zum sogenannten „Dixie Rock“. Er ist eine große natürliche „Aussichtsplattform“ am äußersten Süden der Red Rocks National Conservation Area bzw. am nördlichsten Punkt von St. George und man kann von dort oben die ganze hässliche Stadt überblicken 🙂 .
Ich laufe und Kraxel ein bisschen auf den Felsen rum, was ziemlich großen Spaß macht. Hier sind einige Leute unterwegs, der Dixie Rock ist eine Touristenattraktion. Dass hier Hinz und Kunz rumlaufen, kann man auch gut an dem vielen Müll sehen, der sich in den Felsritzen angesammelt hat.
Anschließend laufe ich den Rim Trail (ab jetzt völlig einsam), ich bin mir sehr sicher, dass er am botanischen Garten endet. Nachdem ich eine Stunde gelaufen bin, endet er allerdings einfach im Nirgendwo, wodurch ich den gleichen Weg wieder zurückgehen muss. Es ist mal wieder brütend heiß und ich werde ziemlich gebrutzelt.
Auf dem Weg zurück und bei der Suche nach dem botanischen Garten entdecke ich auf Google Maps die St George Narrows, und begebe mich auf die Suche nach ihnen. Solche Narrows oder Slot Canyons sieht man nämlich nicht einfach so von der Ferne. Zum Glück ist der Standort bei Maps recht gut markiert und kurz davor entdecke ich sogar noch einige schöne Steinbrücken.
Dann stehe ich über den gut 15 Meter tiefen Narrows. Ich höre, dass dort unten Leute sind und kurz darauf kommt ein Mädchen am Ende rausgeklettert. Sie sagt, dass man nur in eine Richtung laufen soll, und zeigt mir eine „Sneaker-Route“, also einen alternativen Eingang kurz vor dem engen Stück. Es ist ein kleines Loch im Boden und ohne ihre Anleitung wäre ich da nie reingekrabbelt. Nach einer kurzen Kletter- bzw. Rutschpartie stehe ich in einer Felsschlucht und direkt vor den Narrows. Hier gibt es einige Kletterrouten an den Wänden, da juckt es mich gleich in den Fingern.
Tragischer Zwischenfall in den St. George Narrows
Kurz nach mir kommt eine andere Gruppe auf der Suche nach den Narrows an und wir warten gemeinsam, dass die Gruppe vor uns endlich den Weg frei macht. Da kommen ein paar der Mädls wieder zurück und berichten erschreckendes: Ein armes Mädchen ist stecken geblieben!
Es dauert ca. 20 Minuten, bis sie sie endlich befreien können. Sie war ein bisschen dicker und hat den Fehler gemacht, sich hinzusetzen, als sie nicht mehr vorwärts gekommen ist. Dadurch steckte sie so richtig fest und konnte auch nicht mehr aufstehen. Sie ist natürlich völlig fertig mit den Nerven und tut mir schrecklich Leid. Die ganze Gruppe steigt in ihren Bus und fährt davon, ich hoffe, dass das Mädl zu Hause erst mal eine gemütliche Decke und einen heißen Kaba oder ähnliches bekommt.
Zurück bleibt eine Frau, die anscheinend hier arbeitet (ich habs nicht so ganz verstanden) und uns eine Anleitung gibt: an einer besonders schmalen Stelle sollen Frauen mit großer Oberweite etwas in die Knie gehen, da es sonst zu schmal zum atmen wird. Zum Glück bin ich von solchen Einschränkungen nicht betroffen und so folge ich zusammen mit zwei Jungs aus der Gruppe hinter mir problemlos der Lady in den Canyon. Das ist eindeutig die engste Felsspalte, durch die ich mich bisher durchgeschoben habe! 🙂 Alleine hätte ich mich das nicht getraut, vor allem nicht mit der Vorgeschichte von dem armen Mädchen….
Nach dem Mikro-Abenteuer St. George Narrows erkunde ich noch den botanischen Garten, der auch gleich hier um die Ecke ist und trinke dort auf der öffentlichen Toilette etwas Wasser. Da ich nun schon Stunden ohne Kopfbedeckung rumlaufe („ich bin ja nur kurz unterwegs“), merke ich, wie ich langsam austrockne.
Anschließend laufe ich zurück nach St. George: Ich möchte in ein Café, um im Wlan ein Uber-Taxi bestellen zu können.
Das nichtexistente Stadtzentrum von St. George oder die Unattraktivität von amerikanischen Städten
Ich laufe also los Richtung Süden und zur „Main St“. Das klingt doch schon nach Zentrum! Ich komme an einem Kreisel und ein paar Statuen vorbei, dann entdecke ich ein Restaurant. Aber so abgefuckt wie ich grade aussehe, möchte ich nicht in ein Restaurant. Außerdem will ich ja nur kurz ins Internet. Da entdecke ich ein richtig schön aussehendes Café mit dem einladenden Namen „Bear Paw Cafe“, werde aber gleich wieder enttäuscht: Es hat schon zu. Ich frage Passanten nach einem Café, sie verweisen mich an einen Laden, die anscheinend welche „to go“ verkaufen. Cafés zum reinsetzen gibt es anscheinend nicht. Ich kann es gar nicht glauben und mache mich auf die Suche nach besagten Laden. Der entpuppt sich dann allerdings als Gun-Shop und ich laufe lieber dran vorbei.
In der Tabernacle Street stehen fünf Häuser, die mich ein bisschen an die Westernbuden in Lucky Luke Comics erinnern. Mir dämmert, dass das hier vielleicht das berühmte „Historic City Center“ von St. George ist. Das kann doch nicht sein! Kann das sein?
Ich laufe weiter die Main St nach Süden, doch ziemlich schnell merke ich, dass es hier kein Zentrum, wie ich es kenne, geben wird. Wie soll ich hier bitte Internet finden?
Ich ergebe mich in mein Schicksal und mache mich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Auf halber Strecke komme ich an ein paar Fast-Food Ketten vorbei (ernsthaft, Amerika? Stimmt das Klischee also doch?) und kaufe mir eine Cola und ein Eis in der „Dairy Queen“. Das Internet ist leider so lahm, dass ich die Uber-App nicht mal öffnen kann. Direkt daneben ist McDonalds, doch als ich davorstehend mich ins Wlan einloggen will, klappt auch das nicht. Also doch den ganzen Weg nach Haus zu Fuß. Wenn es wenigstens ein bisschen optisch ansprechend wäre…
Immerhin unterhalten mich die Fußgängerampeln: Die Amis sind wohl so selten zu Fuß unterwegs, dass sie in der Zwischenzeit vergessen, wie diese „Fußgängerampel“ funktioniert… 😉
Abends belohne ich mich noch mit einem Himbeeren-Schokocreme-Sandwich und dem Rest der ersten Staffel von Dexter. Immerhin sind heute an meinem Entspannungstag doch ca. 13 Kilometer, einige Kraxelaktionen in den Narrows und etliche Stunden in der prallen Sonne zusammengekommen.
Fazit:
St. George ist dann schön, wenn man ein Auto hat, um die umliegenden Parks zu erkunden! Die Red Cliffs sind zwar wirklich schön, allerdings ist es besser, man fährt weiter nach Norden und außer Sichtweite der Stadt.
Die Stadt selbst konnte mir leider nichts interessantes bieten. Es ist aber durchaus für einen gemütlichen Entspannungs- und Einkaufsstopp auf einer längeren Reise geeignet 😉 .