Die Slot Canyons des Grand Staircase Escalante National Monument
Das nächste Ziel meiner Reise durch den Südwesten der USA heißt Escalante, eine kleine Stadt mitten im Grand Staircase Escalante National Monument. Das GSENM ist ein riesiges Gebiet zwischen dem Bryce NP, dem Capitol Reef NP und der Glen Canyon Recreation Area. (Für Interessierte: Zur „Great Staircase“ zählt quasi ganz Südutah, die „Treppe“ beginnt bei Bryce und erstreckt sich über Zion und Escalante bis runter zum Grand Canyon. Unheimlich spannend!)
Touristisch noch nicht so stark erschlossen, kann man hier fantastische, einsame Wüsten- und Canyonwanderungen machen, auch fürs Bouldern, Klettern und Canyoneering gibt es unzählige tolle Ziele. Die meisten Pisten sind nur mit einem Allradwagen befahrbar, wild zelten ist überall erlaubt (leave no trace vorausgesetzt). Ich habe mir für meine zwei Tage Aufenthalt ein paar gut erschlossene, spektakuläre Canyonhikes rausgesucht.
Vor allem die beiden Slot Canyons Peek-a-boo und Spooky werden von den meisten Leuten, die sich ins GSENM verirren, besucht (genauso wie Devils Garden oder Lower Calf Creek Falls). Überlaufen ist es dennoch nicht: Ich war am Wochenende von Memorial Day dort (Das ist wie bei uns am Pfingstwochenende, nur noch viel krasser, da die komplette USA im Kurzurlaub ist) und es war zwar schon ein bisschen was los, aber es ist kein Vergleich mit irgendeinem Nationalpark.
Auf dem Weg zu diesen beiden Canyons liegt der Zebra Slot Canyon, ein zwar sehr kurzer, aber dafür umso schönerer Canyon. Man mag es kaum glauben, aber die Wände sind gestreift wie ein Zebra 😉 .
Es gibt noch weitere Slot Canyons in der Nähe, zum Beispiel den Dry Fork oder Brimstone Gulch, die ich allerdings nicht besucht habe. Eine umfassende Liste der Slot Canyons des Südwesten gibt es hier: „Slot Canyons of the American Southwest“ von americansouthwest.net.
Die Wanderungen sind nichts für Leute mit Platzangst: Man muss sich durch die engen Wände zwängen, manchmal auch klettern oder durch dunkle Löcher absteigen. Belohnt wird man mit traumhaft schönen roten Sandsteinwänden und einem unvergesslich spassigem Erlebnis. Vor allem der Spooky Gulch ist sehr eng, hier sollte man größere Rucksäcke nicht mit reinnehmen. Selbst kleine müssen in engen Stellen oft abgenommen werden.
Den Wetterbericht sollte man vor einer Tour durch die Canyons etwas genauer studieren und auch mal einen Blick in den Himmel werfen: Eine durch Regen ausgelöste Flash Flood verwandelt die Canyons in eine Todesfalle. Zum Glück ist das Einzugsgebiet sehr klein und nur lokale Regenfälle können eine Flut auslösen.
Escalante und die Hole-in-the-Rock-Road
Das kleine Dörfchen Escalante liegt auf „der schönsten Straße Amerikas“ (wie mir ein amerikanisches Pärchen sagte 😉 ), etwas nördlich vom Bryce Canyon. Ich war dort auf dem Campingplatz „Escalante Outfitters“ und fand es klasse! Es war mit Abstand der günstigste und einer der schönsten Campingplätze während meiner Reise, hat einen kleinen Outdoorladen und ein süßes Restaurant mit dabei. Bei meiner Ankunft habe ich das gleich ausgenutzt und mir abends zwei Bier und ein Abendessen gegönnt. Faszinierend, wie schnell man faul wird, wenn eine Ausgehmöglichkeit gleich um die Ecke liegt 😀 .
Wer lieber wild zelten möchte und trotzdem Gesellschaft mag: Kurz vor dem Abzweig zur „Hole in the Rock Road“ liegt eine Art Wildcampingplatz. Hier stehen einige Leute mit Autos und zelten, es gibt Feuerstellen. Ansonsten kann man hier überall legal wild zelten, da das GSENM größtenteils BLM Land ist.
In Escalante gibt es außerdem ein recht gutes Visitor Center, in dem es allerlei Infos über interessante Wanderungen und viel Kartenmaterial gibt. Ich war recht lange dort und habe meine zwei Tage im GSENM geplant.
Außerdem habe ich mir die Karte von Utah bei maps.me runter geladen (Die Karten sind top und mit GPS absolut ausreichend!) und Screenshots der Routen bei alltrails gemacht.
Die Canyons erreicht man über die Hole in the Rock Road, eine Sandpiste, die quer durchs Great Staircase Escalante National Monument zum Glen Canyon führt. Der letzte Teil ist allerdings nur mit einem Allradwagen befahrbar – die Straße generell nur bei trockenen Bedingungen, bei Regen wird sie unpassierbar. Wasser gibt es unterwegs nicht, man muss sich also alles mitnehmen. Die Straße hat eine interessante Geschichte: Bei der Besiedlung des „wilden Westen“ sind die ersten Siedler mit ihren Planwagen in Escalante auf der Suche nach einem Zugang zum Colorado River quer durchs Land gefahren. Kaum vorstellbar, wie sich die Leute einen Weg durch dieses wasserlose, von tiefen Canyons durchzogene, unwirtliche Land gebahnt haben. Am Ende erreichten sie ein kleines Loch im Fels, dahinter lag ein sehr steiler Abhang zum Colorado River. Die Siedler haben mit viel Sprengsatz einen Durchgang gesprengt und sind mit ihren Planwagen die Steilwand hinuntergefahren. Von dem gesprengten Loch stammt auch der Name: Hole in the Rock Road.
Auf Erkundungstour durch die Slot Canyons
13. Tag – Sonntag, 27.05.2018
Um halb 8 stehe ich nach einer Stunde holpriger Fahrt am Trailhead zum Zebra Slot Canyon, er ist nicht zu verfehlen. Eine weitere Stunde verbringe ich auf dem „Wüstenzustieg“ zum Canyon, dieser ist zwar sehr kurz, aber dafür umso schöner.
Es sind noch einige andere Leute da, aber alle passen noch gut in den engen Canyon. Ganz am Ende kann man ein bisschen nach oben klettern, von hier hat man eine noch bessere Sicht und das tolle Muster der Seitenwände kommt so richtig schön raus.
Man könnte von hier noch über ein ca. 3 Meter tiefes Loch klettern, das ist mir allerdings zu waghalsig. Auf der anderen Seite sitzen zwei mit einem kleinen Hund. Ich war sehr beeindruckt von ihrer Kletterleistung, jetzt frage ich mich allerdings, ob die nicht einfach von hinten in den Canyon abgestiegen sind 😉 .
Als ich alles erkundet habe, laufe ich noch zum Tunnel Slot Canyon. Der ist anscheinend recht unbekannt, denn ich treffe hier niemanden mehr – nur ein paar Moquis liegen herum. Der Beginn des Canyons ist sehr schön, man kann auf den großen Felsen im „Flussbett“ herumklettern.
Leider ist vor dem Eingang zum richtigen Slot Canyon ein großer Teich, ich kann nicht erkennen wie tief er ist. Wo ein Teich ist, das sind bestimmt noch mehr! Das Ganze ist mir nicht geheuer und eigentlich habe ich auch gar keine Lust auf einen einsamen, menschenleeren Canyon mit vielen eiskalten, schlammigen und dreckigen Pools.
Querfeldein laufe ich zurück zum Trail, die Strecke ist total schön und ich bin froh über meine Entscheidung. Ich treffe ein Paar mit Kind wieder, die ich bereits in Zebra Slot getroffen habe und unterhalte mich den ganzen Rückweg mit ihnen über Amerika und Europa. Die beiden sind reisebegeistert, waren aber bisher „nur“ in den USA unterwegs. Ich erzähle wie es in Europa ist, dass die Städte alt sind und enge Gassen haben und wir durch die dichte Bevölkerung und jahrtausendlange Besiedlung kaum noch unberührte Natur haben. Als ich begeistert von der Offenheit und Nettigkeit der Amis rede, fragen sie mich, ob wir Europäer so verschlossen sind, weil wir so eng aneinander wohnen müssen. Ein interessanter und irgendwie auch lustiger Gedanke. Aber ich verneine und erzähle, dass hauptsächlich wir Deutschen so verschlossen sind und es eher was mit den unterschiedlichen Kulturen zu tun hat, da z.B. die Südeuropäer ähnlich offen wie die Amis sind – obwohl auch sie ausgesprochen eng aneinandern wohnen.
Der Peek-a-boo Canyon
Die Weiterfahrt zu Pee-a-boo und Spooky dauert dann nochmals 1,5 Stunden, da ich nur 20-30 mph fahre. Mit meinen 2-WD-Wagen muss ich am unteren Parkplatz parken. Ein Glück, wie sich herausstellt, denn kaum habe ich zwei Schritte auf dem Weg zum oberen Parkplatz gemacht, nimmt mich eine Familie in einem riesigen weißen Jeep mit. Ich darf auf die Ladefläche, hier sind bereits 2 Erwachsene, 3 Kinder und eine Jugendliche drin. Vorne sitzen noch weitere 2 Kinder und 4 Erwachsene. Als wir ankommen treibe ich mich „zufällig“ noch ein wenig in der Nähe rum und stelle ein paar Fragen und werde dann von der netten und lustigen Gruppe mitgenommen. 🙂
Für mich ist es super, mit ihnen die Canyons zu erkunden. Um in den Peek-a-boo Canyon zu gelangen, muss man ca 2-3 Meter nach oben klettern (sehr einfach), was ich mich alleine vermutlich nicht getraut hätte. So ist es allerdings überhaupt kein Problem. Auch im Canyon, der unglaublich eng und verschlungen ist, macht es unheimlich viel Spaß mit ihnen herumzukraxeln. Nach den zwei Wochen größtenteils alleine freue ich mich auch einfach über die Gesellschaft. Mit uns ist noch eine andere Gruppe von 4 Personen in den Canyon gekommen und so ist es ziemlich voll…
Ein kleiner Tipp: Wem diese Klettereinlage zu gefährlich erscheint und der Spooky Gulch zu eng, kann den Dry Fork Canyon erkunden. Er beginnt gleich Links von Peek-a-boo und hat auch einige schöne schmale Passagen.
Ich mache viele Fotos und bleibe deswegen manchmal zurück und dann höre ich von vorne „where is our german friend?“. Vor allem mit Shanna und Craig unterhalte ich mich viel. Shannas Vorfahren kommen aus Schottland und so reden wir mal wieder viel über Europa und Amerika.
Fototechnisch war ich zu einer katastrophalen Zeit dort, die Bilder von Peek-a-boo sind quasi „Schrott“ – es war natürlich trotzdem ein super Erlebnis 😉 . Möchte man schöne Fotos in diesem Canyon machen, muss man Vormittags oder am späten Nachmittag durchgehen, damit die Sonne nicht von oben direkt rein scheint – man braucht indirektes Licht, damit die Canyonwände zu leuchten beginnen.
Am Ende vom Peek-a-boo Canyon kann man über normales Wüstengelände zum „Hintereingang“ von Spooky Gulch laufen. Der Trail ist teilweise mit Steinmännchen markiert, ein GPS ist aber wirklich hilfreich. Diese Wüstenlandschaften sehen ja immer gleich aus und man sieht die Canyons nicht, bis man direkt davor steht. Es gibt zwar einen schwach erkennbaren Trail, aber man verläuft sich schon sehr schnell und ich habe viele Berichte gelesen, in denen der Eingang von Spooky nicht gefunden wurde.
Der schaurig schöne Gruselcanyon
Es verspricht, spektakulär zu werden!
Spooky ist sogar noch enger und höher (dadurch ist das Licht super) und man muss einmal an einem Felsen runter klettern. Vor uns ist eine schwäbische Familie und die Frau bekommt in der dunklen, engen Kletterstelle einen kleinen Panikanfall. Sie tut mir Leid und ich kann gut nachvollziehen, dass es hier echt schwer ist, wenn man nicht ans Klettern/Kraxeln gewöhnt ist und ein bisschen Angst vor der Höhe hat.
Auch sonst muss man immer wieder etwas höhere Stufen überwinden und es ist wirklich ausgesprochen eng, total toll! Es geht dauernd hoch und runter und die zwei Babies müssen sogar aus ihren Tragen genommen werden, da der Canyon zu eng ist.
Die Jugendliche (ich habe ihren Namen leider vergessen) ist total neugierig auf meine Kamera, da sie auch gerne eine Olympus möchte, und so leihe ich sie ihr eine Weile. Sie macht wirklich schöne Fotos damit:
Später passiert mir ein Missgeschick, das beinahe meine Kamera zerstört hätte: Ich klettere die Canyonwand etwas nach oben, um von Shanna und Craig ein schönes Foto zu machen. Meine eigene Kamera lege ich in meine Umhängetasche, aus der sie dann aus 2 Metern höhe auf den Boden fällt. Zum Glück habe ich einen Schmutzfilter und die Sonnenblende drauf, und so geht nur die Blende kaputt und der Rest bleibt intakt. Der Filter hat etliche Dellen. Allerdings dauert es noch bestimmt eine Woche, bis der Sand restlos aus der Kamera draußen ist, zum Glück habe ich ein Objektiv mit Sand & Spritzwasserschutz!
Ein unglaublich schöner und spannender Canyon. Leider ist es viel zu schnell vorbei…
Zurück am Parkplatz verabschiede mich etwas wehmütig von allen. Ein wirklich toller und äußerst lustiger Tag!
Wart ihr auch schonmal in Escalante oder anderswo in einem Slot Canyon? Wie hat es euch gefallen?